Der Schlauch
, [
1507-1508] des -es, plur. die Schläuche,
ein Wort, welches überhaupt den Begriff des hohlen oder vertieften Raumes hat.
1) Im weitesten Verstande, in welchem bey dem Matthesius die Sümpfe und
Schläuche des Meeres die Schlünde, Abgründe, tiefsten Stellen desselben sind.
Bey dem Kaiserberg und andern ältern Oberdeutschen Schriftstellern ist
Schlauch, Schlug, der Schlund, die Gurgel, (
S. auch Schlacht Anm.) Noch häufiger 2) im engern
Verstande, mit dem Begriffe des Biegsamen, wo dieses Wort noch in vielen Fällen
gebraucht wird, aus einer biegsamen Materie bestehende hohle Räume zu
bezeichnen. In den warmen Ländern werden der Wein und andere flüssige Körper in
ledernen Schläuche aufbehalten und verführet. Lederne oder leinwandene Röhren
oder Canäle, flüssige Körper darin von einem Orte zum andern zu leiten, heißen
fast in allen Fällen Schläuche oder Schlauchröhren. Dergleichen sind die
Schläuche an den Schlangenspritzen, die Weinschläuche, Bierschläuche u. s. f.
mit welchen letztern Wein oder Bier in die Keller und Fässer geleitet wird. Das
Zeugungsglied mancher großen männlichen Thiere, besonders der Pferde und Esel,
heißt der Schlauch. An dem Lauche, Zwiebeln u. s. f. sind die hohlen,
aufgeblasenen Stängel unter dem Nahmen der Schläuche bekannt, und in manchen
Gegenden wird auch ein herab hangender Bauch, ingleichen die herab hangende
Haut am Halse, der Schlauch genannt. Anm. Im Böhm. Sslauch. Es stammet in der
weitesten Bedeutung von schlagen her, so fern es ehedem auch sich in die Tiefe
bewegen bedeutete, daher auch Schlag von Graben und andern Arten der hohlen
Räume gebraucht wird. (
S. auch Schluche.) In der zweyten Bedeutung kommt noch
der Begriff der Schlaffheit, des Schlotterns, der Biegsamkeit hinzu, indem im
Angelsächs. Sleak, im Schwed. slak, und im Niederdeutschen schlack, so viel wie
schlaff ist, (
S. Schlackig.) Sehr nahe ist mit unserm Schlauch das
Niederdeutsche Slu, Sluwe, in einigen Oberdeutschen Gegenden Schlaube, Schlaue,
verwandt, die Hülse, Schale gewisser Früchte zu bezeichnen, Holländ. Sloester.
Ohne Zischlaut gehöret auch Loch mit seinen Verwandten dahin.
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1509-1510]