Schlafen
, [
1485-1486] verb. irreg. neutr. mit dem
Hülfsworte haben; ich schlafe, du schläfst, er schläft; Imperf. ich schlief;
Mittelw. geschlafen; Imper. schlafe, schlaf. Sich in einem solchen Stande der
thierischen Ruhe befinden, in welchem die Seele sich ihrer nur auf eine dunkele
oder verworrene Art bewußt ist; im Gegensatze des Wachens. 1. Eigentlich, wo
man schlafen theils überhaupt von diesem Zustande gebraucht, theils in engerer
Bedeutung im Gegensatze des Schlummers, von einer tiefen Ruhe, wobey man sich
gar nichts bewußt ist. Fest, ruhig, unruhig, leise, sanft schlafen. Bis an
hellen Morgen schlafen. Jemanden schlafend finden. Einen Schlafenden aufwecken.
Mit einigen wenigen Zeitwörtern wird dieses Wort im Infinitiv ohne zu
gebraucht. Schlafen gehen. Sich bey dem Schlafengehen an etwas erinnern. Sich
schlafen legen. Die Kinder schlafen schicken. Mit andern wird es auf diese Art
wohl nicht leicht vorkommen. 2. In weiterer und figürlicher Bedeutung. 1) Bey
einer Person schlafen, ein anständiger Ausdruck für sich fleischlich mit ihr
vermischen. 2) Bey jemanden schlafen, an einem Orte schlafen, daselbst
übernachten. 3) Sich in einem Stande der Betäubung, und nach einer noch weitern
Figur, sich im Stande der schlaffen Unthätigkeit befinden. Der Fuß schläft oder
schläft ein, wenn man einen betäubenden Krampf in demselben empfindet. Gewisse
Thiere schlafen den Winter durch, wenn sie sich in einer betäubenden
Unempfindlichkeit befinden. Die Pflanzen schlafen, wenn sich ihre
vegetabilischen Kräfte in einer Art von unthätiger Ruhe befinden. Herr, warum
schläft du? Ps. 44, 24. Ihre Verdammniß schläft nicht, 2 Petr. 2, 3. Das
Gewissen schläft, wenn es nicht zur Beurtheilung der Handlungen nach dem Gesetz
gebraucht wird. Man muß die Freundschaft nicht lange schlafen lassen, unthätig
seyn lassen. In der höhern Schreibart auch von Dingen, welche noch nicht ihr
Daseyn, ihre gehörige Entwickelung haben. Die Funken der Tugend erwecken,
welche in unserer Brust schlafen.
Warum er unsre Welt vor tausend andern rie, Als alles in der
Nacht der Möglichkeit noch schlief, Gieseke.
4) Sich im Stande des Todes befinden; besonders in der
biblischen Schreibart. Wir, die wir leben, werden denen die nicht vorkommen,
die da schlafen, 1 Thess. 4, 15. Daher das Schlafen. Anm. Bey dem Ulphilas
slepan, bey dem Ottfried slafen, in einigen Oberdeutschen Gegenden schlaffen,
bey dem Stryker slaffen, im Nieders. slapen, im Angels. slaepan, im Engl. to
sleep.
S. Schlaf und Schlaff. [
1485-1486]