Schild
, [
1459-1460] ein Hauptwort, welches in
einer doppelten Gestalt gebraucht wird. 1. Im männlichen Geschlechte, der
Schild, des -es, plur. die -e. 1) Eigentlich, eine in der heutigen Europäischen
Kriegskunst veraltete Art Schutzwaffen, den Leib damit gegen die feindlichen
Pfeile und Hiebe zu bedecken und zu beschützen, da denn die Schilde ehedem von
verschiedener Materie, Größe und Gestalt waren. Schild und Bogen führen. Den
Schild vorhalten. Güldene Schilde, 1 Kön. 24, 27. Zwey hundert Schilde, Kap.
10, 16. Aller Schilde Pracht, Opitz. Gelehnt auf ihre goldne Schilde, Raml.. 2)
Figürlich. (a) Dasjenige, was uns einen kräftigen und sichern Schutz gewähret.
Der Herr ist mein Schild, Ps. 28, 7. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, Ps.
91, 4. (b) Diejenige Figur, worein ein Wapen mit seinen Theilen verzeichnet
wird, welche noch jetzt die Gestalt der ehemahligen Schilde hat, weil die Wapen
ehedem auf die Schilde gemahlet wurden; der Wapenschild. Einen Adler im Schilde
führen, zum Wapen haben. Daher die figürliche Redensart, sehen was jemand im
Schilde führet, was er für geheime Absichten hat; vielleicht eigentlich, zu
welcher Partey er gehöret. Nichts Gutes im Schilde führen, mit etwas Bösen
umgehen. Weil ehedem nur adelige Personen Wapenschilde führen durften, so wird
nach einer noch weitern Figur auch die adelige Würde noch in einigen
Redensarten der Schild genannt. Zum Schilde geboren seyn, von adeliger Herkunft
seyn. Nach einer noch andern Figur bedeutet Schilde zuweilen die Ahnen.
Dann Schilde sind das mindste Von dem was Tugend heißt, Opitz.
Der bloß auf Schilder (Schilde) pocht, Günth. * Ingleichen
Personen von hoher Geburt und Würde; welche Figur doch jetzt veraltet ist. Gott
ist selbst erhöht bey den Schildern auf Erden, Ps. 47, 10. Gott, der Ew.
Majestät groß gemacht und unter den Schilden dieser Erde erhöhet hat, Mosheim.
(c) * Eine Münze, auf welche ein Wapenschild mit seinem Wapen gepräget ist,
eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, in welcher Schild ehedem für Thaler
gebraucht wurde, wie im mittlern Lat. Scutum, noch jetzt im Ital. Scudo und im
Franz. Ecu. Frisch führet verschiedene Beyspiele von dieser Bedeutung an,
welche in einigen Oberdeutschen Gegenden noch jetzt üblich zu seyn scheinet.
Daher war Schildfrank ehedem ein Ducaten. Eine gewisse Französische Goldmünze,
welche unsern Carolinen ziemlich gleich kommt, wird noch jetzt Schild d'or,
eigentlich ein goldener Schild, genannt. (d) Bey den Jägern wird das auf
Leinwand gemahlte und in einem Rahmen befindliche Bild eines Thieres ein Schild
genannt; vermuthlich, weil sie dasselbe wie einen Schild vor sich halten, wenn
sie das Geflügel beschleichen wollen; wenn es hier nicht vielmehr ein Überrest
einer alten Bedeutung eines Gemähldes ist, (
S. Schildern.) (e) Eine schwache Wand zwischen zwey
stärkern Pfeilern, besonders an den Gartenmauern, führet gleichfalls den Nahmen
eines Schildes; vielleicht auch wegen einiger sich dabey gedachten
Ähnlichkeiten mit einem Schilde. Manche gebrauchen es hier im ungewissen
Geschlechte das Schild. (f) Endlich wird es noch in vielen einzelnen Fällen
gebraucht, ein Ding zu bezeichnen, welches einem Schilde im ersten Verstande
ähnlich ist, besonders wenn es zugleich zur Bedeckung eines andern Dinges oder
eines Theiles desselben dienet. So ist die harte hohle Schale, welche den
ganzen Körper der Schildkröte bedecket, unter dem Nahmen des Schildes bekannt,
(
S. Schildkröte;) ja unter den Insecten gibt es mehrere
Arten, welchen man einen Schild zuzuschreiben pfleget, (
S. Schildkäfer.) Das Amt- oder Brustschildlein Aarons
ist aus den Jüdischen Alterthümern bekannt. Die Postillione, Herolde u. s. f.
haben metallene Schilde an der Brust, wo aber auch zunächst die Bedeutung eines
Wapenschildes Statt finden kann. Ein breiter dicker Knorpel auf dem Rücken der
wilden Schweine heißt bey den Jägern der Schild, und bey den Schlössern ist es
das Blech, welches das Schlüsselloch bedeckt, im mittlern Lat. Escuchonetus.
Die Feld- und Haselhühner haben an der Brust Federn von einer andern Farbe,
welche bey den Jägern der Schild heißen; welchen Nahmen oft die Brust eines
jeden Geflügels führet. Bey den Fleischern ist der Schild ein gewisser Theil
von dem Buge eines Rindes, und bey den Schustern eine gewisse Stelle an der
Hüfte de Pfundleders, wo es am dicksten ist, weil der Ochs auf dieser Stelle
allemahl liegt. Bey den Gärtnern ist das Oculiren mit dem Schilde oder
anschilden, dem Oculiren mit dem Ringe entgegen gesetzet. Und so in andern
Fällen mehr. 2. In dem ungewissen Geschlechte, das Schild, des -es, plur. die
-er, werden in Ober- und Niedersachsen nur die Wapenbilder oder Zeichen der
Häuser, ingleichen die aushängenden und auf ein Bret gemahlten Zeichen der
Handwerker und Gewerbe das Schild genannt; gleichfalls als eine Anspielung auf
einen Wapenschild. Das Schild einziehen, sein Handwerk, sein Gewerbe
niederlegen. Anm. 1. Der Unterschied in dem Geschlechte und der Declination
dieses Wortes ist im Grunde provinziell und daher nicht zu billigen, obgleich
alle Obersächsische Sprachlehrer denselben zu einer grammatischen Regel gemacht
haben. Im Oberdeutschen ist dieses Wort ohne Unterschied männlichen
Geschlechtes, und hat daher im Plural auch ohne Ausnahme die Schilde. In Ober-
und Niedersachsen hingegen, besonders im gemeinen Leben, sagt man fast in allen
obigen Bedeutungen des männlichen Geschlechtes die Schilder; dieses setzt aber
ein Wort ungewissen Geschlechtes voraus, und wirklich wird es daselbst sehr
häufig in allen Bedeutungen als ein Neutrum gebraucht. Indessen hat das
Masculinum alle nur erforderlichen Gründe für sich, und es ist der Analogie
gemäß, es auch in der letzten Bedeutung eines Zeichens eines Handwerkers oder
Gewerbes männlich zu gebrauchen, und folglich auch im Plural die Schilde zu
sagen, weil kein Grund vorhanden ist, warum ein Wort in der einen Bedeutung
anders geformet werden soll, als in der andern. Aichinger sagt in seiner
Sprachkunst ausdrücklich, der Plural, die Schilder, sey ein Eigenthum der
Meißner. Anm. 2. Schon bey dem Ottfried und Notker Schilt, im Nieders.
gleichfalls Schild, im Engl. Shield, im Angels. Scylt, im Schwed. Sköld, im
Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , Schiltch. Es ist
von dem veralteten schalen, schelen, schilen, decken, bedecken, Schwed. skyla,
wovon auch unser Schale abstammet. Auf ähnliche Art stammet das Schwed. Hlif,
ein Schild, Lat. Clipeus, von lifa, decken, bedecken, und das Lat. Scutum, in
den Slavonischen Mundarten Schit, Pohln. Sczyt, Böhm. Ssijt, von dem veralteten
schuten, bedecken, her, wovon wir noch das Intensivum schützen haben.
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1461-1462]