Die Schaufel
, [
1383-1384] plur. die -n, Diminut. das
Schäufelchen, Oberd. Schäuflein, ein Wort, welches so wohl den Begriff der
Fläche, der Breite, als auch den Begriff der Tiefe, des hohlen Raumes hat, mit
welchen bey den sich gemeiniglich der Begriff des Schöpfens, Auffassens und
Fortschiebens verbindet. 1) Mit dem Begriffe des hohlen Raumes ist die Schaufel
ein flach vertieftes Behältniß an einem Stiele, andere Körper damit aufzufassen
und fortzuschaffen, eine Art eines großen Löffels; im Tatian Scuuala, in
einigen Hochdeutschen Gegenden die Schuffe, im Nieders. Schufel und Schüppe, im
Angels. Scofl, im Engl. Shovel und Scoop, im Schwed. Skofvel und Skyffel, im
Pohln. Szufla. Dahin gehöret die Backschaufel, die Kornschaufel, die
Wurfschaufel, die Ladeschaufel, die Feuerschaufel u. s. f. Schaufeln von Erz, 2
Mos. 27, 2. 2) Oft verlieret sich der Begriff des hohlen Raumes, so daß der
Begriff des Fortschiebens oder Fortschaffens allein übrig bleibt. Die
Malzschaufel ist ein flaches Bret an einem schief stehenden Stiele. Die
Schaufel an einem Ruder ist der flache dünnere Theil am Ende, womit das
Fahrzeug im Wasser gleichsam fortgeschoben wird. An einem Wasserrade sind die
Schaufeln die Breter zwischen den Kränzen, worauf das Aufschlagewasser fällt
und das Rad in Bewegung setzet. 3) Oft verlieret sich dieser Begriff, und es
bleibt nur die breite ebene Fläche übrig. So nennet man die breiten, dünnen,
spitzig zulaufenden Theile an den beyden Ankerarmen, welche bey andern die
Fliegen und Flunken heißen, auch die Schaufeln. Die breiten Äste an den
Geweihen der Damhirsche, Elendthiere u. s. f. welche anstatt zackig zu seyn,
sich auf eine breite Fläche endigen, heißen gleichfalls Schaufeln, welchen
Nahmen auch die zwey vordersten Zähne in dem Munde des Hirsches führen, weil
sie breiter sind, als die übrigen. Unser Scheibe ist mit dieser Bedeutung
verwandt. In einigen Oberdeutschen Gegenden wird der Schämel ein
Trittschäufelein genannt, wo vermuthlich auch die Bedeutung eines Bretes die
herrschende ist, und schon Raban Maurus nennet das Bret, welches auf der
Thürschwelle befestiget wird, Düscufle, richtiger Dürscufle. Anm. Die Endsylbe
ist hier kein Merkmahl eines Diminutivi, sondern die Ableitungssylbe -el,
welche ein Werkzeug, ein Subject, bedeutet. Die Stammsylbe schauf gehöret zu
schaffen, schieben, schöpfen u. s. f. so daß die Schaufel eigentlich ein
Werkzeug zum Auffassen, Fortschieben u. s. f. oder so fern der Begriff des
hohlen Raumes der herrschende ist, ein tiefes, hohles Ding bedeutet, in welchem
Falle es mit Schaff, Scheffel, Schaube u. s. f. verwandt ist. Ohne Zischlaut
gehöret auch das Oberdeutsche Gauffel, die flache und hohle Hand dahin. Die
dritte Bedeutung eines in die Breite ausgedehnten Dinges fließet gleichfalls
von schaffen her, so fern es auch eine Bewegung und Ausdehnung nach allen
Richtungen bedeutet hat. [
1385-1386]