Der Schaft
, [
1331-1332] des -es, plur. die Schäfte,
ein von dem Zeitworte schaffen in dessen weitesten Bedeutungen abstammendes
Wort, welches daher auch auf verschiedene Art gebraucht wird. 1. * Mit dem
herrschenden Begriffe des hohlen Raumes ist Schaft in einigen Gegenden ein
Behältniß, ein Schrank; Nieders. Schapp. Bücherschaft, ein Bücherschrank oder
Bücherbret. Im Hochdeutschen ist es in dieser Bedeutung ungewöhnlich; nur daß
bey den Jägern noch das Geburtsglied der Hündinnen und weiblichen Raubtiere der
Schaft genannt wird.
S. auch Schaff. 2. Mit dem Begriffe der Ausdehnung in
die Länge. 1) Überhaupt, wo der lange, gerade und glatte Theil eines Dinges,
ingleichen ein langes, gerades, dünnes Ding in sehr vielen Fällen ein Schaft,
Nieders. mit der gewöhnlichen Verwechselung der Hauch- und Blaselaute, ein
Schacht oder Schecht genannt wird. So ist im Nieders. Schecht eine Stange. Im
Hebr. ist -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ein Stecken,
die Ruthe eines Baumes, ein Zepter. Im Schwed. Skap, das männliche Glied an
Menschen und größern Thieren, welches auch wohl im Deutschen ein Schaft genannt
wird. Die lange, gerade Stange an einem Spieße heißt noch hin und wieder ein
Schaft, z. B. 1 Sam. 17, 7; daher dieses Wort ehedem auch wohl für den Spieß
selbst gebraucht wurde. Der Schaft des Leuchters, 2 Mos. 25, 31, der gerade,
auf dem Fuße senkrecht stehende Theil desselben. Ein gerader langer Stamm eines
Baumes heißt im Forstwesen der Schaft, und ein Baum ist daselbst gut
geschäftet, wenn er einen schönen geraden Stamm hat. Oft wird auch ein jeder
Stamm im Reiche der Pflanzen und Bäume der Schaft genannt, Lat. Scapus. In
engerer und in der Botanik üblicher Bedeutung ist es ein glatter Stamm, welcher
nur Blumen aber keine Blätter trägt. Der Schaft einer Säule, der gerade glatte
Theil zwischen dem Fuße und Capital, die Säule im engsten Verstande. Der Schaft
am Stiefel, der Theil zwischen dem Fuße und den Stulpen. Bey den Jägern heißt
ein Hund wohl geschäftet, wenn er einen langen, schlanken Leib hat. An einem
Federkiele wird der obere, mit Mark angefüllete Theil der Schaft genannt. Bey
den Nadlern ist der Schaft einer Nadel dem Kopfe entgegen gesetzet, und die
Schäfte sind daselbst die noch nicht mit Knöpfen versehenen Stecknadeln. An den
Weberstühlen sind die Schäfte die Stäbe an den Kämmen, da denn auch wohl das
Ganze dazu gehörige Gerüst, mit Einschluß der Schämel, wodurch sie auf- und
niedergezogen werden, unter diesem Nahmen begriffen sind. Drey- vier- oder
fünfschäftig arbeiten, mit so vielen Schämeln oder Schäften. Auch der Theil
einer Mauer zwischen zwey Öffnungen, oder auch zwischen der Ecke und einem
Fenster oder einer Thür, heißt ein Schaft, Französ. Trumeau; daher man einen
Spiegel, mit welchem eine solche Wand bekleidet wird, auch wohl einen
Schaftspiegel heißt. 2) In engerer Bedeutung, so daß der Begriff des Schaffens,
d. i. des Handhabens, mit eintritt, wo Schaft in vielen Fällen so viel als Heft
oder Häft ist, welches nur durch den Mangel des Zischlautes von dem vorigen
unterschieden wird. Im Schwed. und Isländ. ist Skapt ein jeder Heft, eine jede
Handhabe. Der schon gedachte Schaft an einem Spieße kann auch hierher gerechnet
werden. An einem Schießgewehre ist der Schaft die ganze hölzerne Einfassung des
Laufes und Schlosses, welche zur bequemern Handhabung dienet. Der Vorderschaft,
der hintere dicke Theil desselben, welcher auch der Anschlag, die Kolbe heißt,
zum Unterschiede von dem langen Schafte unter dem Laufe. Ehedem nannte man auch
die Laffeten an den Kanonen Schäfte, und eine Kanone schäften war, sie auf die
Laffete legen. In einigen Oberdeutschen Gegenden ist es in dieser Bedeutung
noch üblich. Anm. Bey dem Stryker Schaft, im Nieders. Schecht, im Angels.
Sceaft, im Engl. Shaft, im Schwed. Skap und Skaft, im Isländ. Skapt, im Böhm.
Ssyfft, im Latein. Scapus, im Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - . Alle von schaffen, so fern es überhaupt sich schnell bewegen, und
in engerer Bedeutung, sich in die Tiefe, Länge u. s. f. ausdehnen bedeutet.
Siehe dasselbe, ingleichen Schäften. In einigen, vielleicht nur wenigen
Gegenden, ist es ungewissen Geschlechtes, das Schaft. Im Hochdeutschen kennet
man es nur allein im männlichen. [
1333-1334]