Sch
, [
1309-1310] der volle oder grobe
Zischlaut, welcher vornehmlich der Oberdeutschen Mundart, und auch hier manchen
Provinzen mehr als andern eigen ist, obgleich die Niederdeutschen ihn auch
nicht ganz vermissen. Indessen gebrauchen ihn diese nur vor einem Selbstlaute
und vor dem r, dagegen sie sich vor dem l, m, n, und w, wie ihre Nachbarn, die
weiter gegen Norden wohnenden Völkerschaften, mit einem bloßen einfachen s
begnügen, und um deßwillen in dem Wohlklange vieles vor den Oberdeutschen
voraus haben; smeken für schmecken, swart für schwarz, sniden für schneiden.
Auch da, wo die Oberdeutschen das einfache s wie ein sch hören lassen besonders
vor dem p und t, sprechen die Niederdeutschen nur ein einfaches s; ob es gleich
auch gröbere Mundarten unter ihnen gibt, welche sogar das s vor der
verkleinernden Endung chen, in ein sch verwandeln; Röschen für Röschen. (
Siehe S. wo von dieser Aussprache mehr gesagt worden.
Die Westphalen haben nebst den Holländern und einigen nördlichen Völkerschaften
dieses Besondere, da sie auch da, wo sie ein sch haben, es doch nicht zischend
aussprechen können, sondern das s und den Gaumenlaut besonders hören lassen:
Sgall für Schall, Fleisg für Fleisch, Sginken für Schinken. Ottfried und seine
Zeitgenossen schreiben das sch gleichfalls häufig durch sg, frenkisga zungun,
Fränkische Sprache. Dieser Zischlaut ist sehr oft unmittelbar aus der Natur
entlehnet; rauschen ist ein anderer und stärker zischender Schall als rausen in
brausen. In diesem Falle ist es freylich sehr unbequem, daß wir diesen
einfachen Laut durch drey Buchstaben s, c und h ausdrucken müssen, welches bey
dem Buchstabiren sehr viele Unbequemlichkeiten hat. Es haben daher schon
mehrere ein eigenes Schriftzeichen für diesen Laut in Vorschlag gebracht,
welches desto mehr zu billigen wäre, da uns unter andern auch schon die Hebräer
mit ihrem -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , Schin, darin
vorgegangen sind. Allein, so nützlich ein solches eigenes Schriftzeichen für
den jetzt gedachten Fall seyn würde, da dieser Laut wirklich einfach und aus
der Natur entlehnet ist, so würde es doch in einer andern Betrachtung wieder
seine Unbequemlichkeit haben. Denn in vielen Wörtern ist dieses sch wirklich
aus zwey verschiedenen Lauten zusammen geschmolzen, nähmlich aus dem
Gaumenlaute ch oder g, und aus dem vorgesetzten Zischer s, welcher entweder die
Bedeutung verstärket, oder auch nur ein bloßes Eigenthum der Mundart ist. So
ist Schall allem Ansehen nach aus Gall, gällen, und dem verstärkendem s
gebildet, schehen in geschehen aus gehen u. s. f. wovon im folgenden häufige
Beyspiele vorkommen werden. In diesem Falle würde es die Ableitung erschweren,
weil man alsdann das s nicht so leicht von dem Gaumenlaute würde absondern
können. Daß unsere Ableitungssylbe -isch auf eben diese Art, nähmlich durch den
Zusatz des Zischlautes aus -ig, oder -icht, entstanden, ist schon an seinem
Orte bemerket worden. In der Comparation solcher Beywörter, welche sich auf sch
und isch endigen, wird im gemeinen Leben, und selbst bey vielen Sprachlehrer
nicht genug für das Ohr gesorgt; närrischste, bübischste, keuschste, klingen
überaus rauh und widrig. Die sich auf ein bloßes sch endigen, nehmen daher zu
Milderung dieses Übelklanges ein e vor der Endsylbe an, welches auch die auf ß,
st, und z thun; keuscheste, gewisseste. Aichinger und andere wollen dieses e
auch bey denen auf isch eingeführet wissen; närrscheste, hämischeste u. s. f.
wo aber bloß ein Übelklang durch den andern ersetzet wird. Am sichersten
vermeidet man diese Superlativen; ist solches aber nicht möglich, so läßt sich
der Übellaut sehr dadurch vermindern, daß man von der Endung ste das s
verheißet, närrischte, bübischte, hämischte, parteyischte, schelmischte,
höhnischte, knechtischte u. s. f. [
1309-1310]