1. Saum
, [
1303-1304] ein Wort, welches ursprünglich
mit Sam einerley ist, und in einem eben so weiten Umfange der Bedeutung
gebraucht wird, als Sahl; von welchem hier etwas überhaupt bemerkt werden muß,
damit man den Zusammenhang der folgenden Wörter und ihrer Verwandten desto
besser übersehen könne. Es ist so wie alle Wörter 1. eigentlich eine Nachahmung
eines gewissen eigenthümlichen Lautes, von welchem schon bey den verwandten
Sam, Same und Säen etwas gesagt worden. Summen und das Nieders. semmeln, ein
langsames, albernes Geschwätz vorbringen, sind Intensiva davon, wo doch in dem
ersten das tiefe u den groben, dumpfigen Laut bezeichnet. 2. In weiterer
Bedeutung ist es ein Ausdruck der Bewegung, besonders einer solchen, als der
durch Sam und Saum ausgedruckte Laut voraussetzt, wo es wieder sehr mancherley
Arten der Bewegung bezeichnet. 1) Überhaupt; wohin der Begriff des Nehmens, an
sich Reißens gehöret, daher das Lat. sumere, obgleich dieses auch zu sammeln,
in einen Haufen vereinigen, gehören kann. Ferner Begriff des Zermalmens, daher
das Lat. Simila, Semmelmehl; der Begriff des Nachahmens, similis, Simia, unser
sam; der Begriff der schnellen Bewegung, wovon die Bedeutung des Lichts eine
Figur ist, Engl. to seem, scheinen, und unser Sommer; der Begriff der sich in
Einen Punct sammelnden Menge, daher Same, sammeln, Summa u. s. f. der Begriff
der glatten, gleitenden Bewegung, daher Seim, Sumen, Schmer, sanft, ehedem
samft, Sumpf; der Begriff der Langsamkeit, der Ruhe, daher säumen, Somnus, zahm
u. s. f. obgleich dieser Begriff auch eine Figur der Aushöhlung, des Daches,
des Schutzes seyn kann. 2) Besonders in Ansehung der Richtungen. (a) Der
Ausdehnung in die Länge, daher der Begriff des Randes, wie 2 Saum, Sims,
Gesims, Lat. Sima, Ziemer. Und die Figur der Zeitdauer, semper. (b) In die
Höhe, wie summus, das Schlesische Saum, Milchrahm. (c) In die Krümme; daher der
Begriff des Biegens, wie 3 Saum, ein umgebogener Rand, das Lat. simare,
umbiegen, simus; vielleicht auch der Begriff des Verbindens, wie das Isländ.
semja, verbinden, -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , ein
Gürtel, welches aber auch zum Begriff der Länge gehören kann. Daher ferner der
Begriff eines hohlen Raumes, eines Gefäßes, wie das Oberdeutsche Simmer, ein
Fruchtmaß, unser Zimmer u. a. m. und die gewöhnlichen Figuren der Ruhe, des
Aufenthaltes u. s. f. wie säumen, zahm, Somnus. (d) Die Ausdehnung nach allen
Richtungen; daher die Figur der Masse, der Quantität, der Menge, wie 4 Saum,
das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - der Leib,
Summa, und nach neuen Figuren vielleicht auch das alte und noch jetzige Engl.
so me, jemand, etwas, das Lat. sum, ich bin, u. s. f.
S. auch Sahl, welches nur im Endlaute von diesem Worte
verschieden ist, daher sich jenes sämmt- liche Bedeutungen auch bey diesem
wieder finden, wo nicht in der Deutschen; doch gewiß in andern Sprachen.
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1303-1304]