Sauber
, [
1291-1292] -er, -ste, adj. et adv. rein,
von allem Schmutze, oder Unreinlichkeit befreyet und dabey zierlich. 1)
Eigentlich. Das Glas ist sehr sauber, rein. Eine saubere Kleidung. Ein sauberes
Hemd. Sich sauber und reinlich halten. Sauber gekleidet gehen. Man hat dich
nicht mit Wasser gebadet, daß du sauber würdest, Ezech. 16, 4. Im Hochdeutschen
verbindet man mit dem Begriffe der Reinlichkeit allemahl auch dem Begriff der
Zierlichkeit; allein im Oberdeutschen gebraucht man es auch für rein überhaupt.
Saubere Wäsche, ein sauberer Teller ist daselbst, weiter nichts, als ein
reiner. Im Hochdeutschen ist der Gegensatz unsauber in eben diesem Verstande
üblich. 2. Figürlich. 1) * Unverfälscht, unvermischt, ingleichen unbefleckt, im
moralischen Verstande; eine nur im Niederdeutschen übliche Benennung, wo eine
saubere Jungfer eine reine Jungfer, sauberes Gold, reines, unvermischtes Gold
ist. 2) Fein und zierlich. Eine saubere Arbeit. Ein sauberes Uhrgehäuse. Das
ist sehr sauber. 3) Behuthsam und vorsichtig; im gemeinen Leben. Sauber mit
etwas umgehen. Jemanden sehr sauber angreifen. (Siehe Säuberlich.) 4) Nach
einer gewöhnlichen Ironie bezeichnet es zuweilen auch den Gegensatz, und wird
alsdann ironisch überhaupt von Dingen gebraucht, welche die gehörige
Beschaffenheit nicht haben. Ein sauberer Vogel, ein leichtfertiger,
ausschweifender, lasterhafter Mensch. Das ist mein sauberer Sohn, mein
ungerathener. Anm. Schon bey dem Kero für rein, subro, im Tatian heißt die
Reinigung Mariä Subarnesse, im Nieders. suver, im Angels. sifer. Die sonst
verwandten Sprachen haben dieses Wort nicht, man müßte denn das Lat. sobrius
als eine figürliche Bedeutung davon ansehen, wie denn Notker dieses Wort
wirklich durch suber übersetzet. Die Endsylbe -er ist die gewöhnliche
Ableitungssylbe so vieler Beywörter. Die Stammsylbe saub gehöret zu einem
Zeitworte, welches mit säen und stehen verwandt ist, und eine heftige, hin und
her gehende Bewegung überhaupt, dergleichen mit dem Reinigen und Säubern
gemeiniglich verbunden ist, bedeutet hat. Rein und andere gleichbedeutende
Wörter haben einen ähnlichen Ursprung.
S. Säubern und das folgende.
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1293-1294]