2. Der Saal
, [
1231-1232] des -es, plur. die Säle,
Dimin. das Sälchen, ein Wort, welches ehedem eine Wohnung, einen Pallast, ein
Zimmer u. s. f. bedeutet. 1) * Ein Behältniß, eine Wohnung; eine jetzt
veraltete Bedeutung. In dem 1483 zu Augsburg gedruckten Buche der Natur heißt
es noch: die heilig junkfrau was ein Arch und ein außerwelter Saal des obersten
Gottes. Der Übersetzer Tatians gebraucht das verwandte Selida von den Nestern
der Vögel, und bey dem Ulphilas ist saljan wohnen, sich aufhalten. 2) * Ein
Haus; eine gleichfalls veraltete Bedeutung, in welcher es in den Salischen und
andern Gesetzen vorkommt. Mit der Ableitungssylbe de ist Selida in eben dieser
Bedeutung bey dem Ottfried und andern alten Schriftstellern sehr häufig. 3) *
In engerer Bedeutung, der Hof, der Pallast eines vornehmen Herren; eine
gleichfalls ungangbar gewordene Bedeutung, in welcher die Palläste der
Fränkischen Könige ehedem häufig Säle genannt wurden. Der Saal zu Ingelheim, zu
Goßlar. Amos 9, 6 heißt es noch: Gott bauet seinen Saal im Himmel; und in einem
alten Weihnachtsliede: und macht uns Erben in seinem Saal. Daher war Saalman
ehedem ein Hofmann, Saalmeister der Hofmarschall u. s. f. Das Schwed. Sal hat
diese Bedeutung gleichfalls. Das Griech. -
hier nichtlateinischer Text,
siehe Image - und Lat. Aula unterscheiden sich bloß durch den Mangel des
oft zufälligen Zischlautes, (
S. S. 3, und Halle.) Bey dem Ulphilas ist Alh ein
Tempel. 4) Ein geräumiger Platz vor einem Hause, der Vorhof, ingleichen ein
Platz vor den Zimmern eines Hauses oder eines Stockwerkes. Ehud ging den Saal
hinaus, Richt. 3, 23; das Vorgemach, Michael. In Niederdeutschland nennet man
den Flur im Hause, ehe man in die Zimmer tritt, die Diehle, welches gleich
falls hierher gehöret, weil d und s immer abwechseln. In Meißen und einigen
andern Gegenden heißt der Platz vor den Zimmern eines Stockwerkes, aus welchen
man in die Zimmer tritt, der Vorsaal, er sey übrigens so klein er wolle. 5) Am
gewöhnlichsten ist dieses Wort von einem großen geräumigen Zimmer, welches
viele Personen fassen kann, und welches nach Verschiedenheit seiner Bestimmung
allerley Beysätze bekommt. Der Eß- oder Speisesaal, der Tanzsaal, Bildersaal,
Concert-Saal, Hochzeitsaal, Rittersaal u. s. f. Französ. Sale, Salon, Ital.
Sala, Salone, Salette, Span. Sala, Salon, Pohln. Sala. 6) Im weitesten
Verstande wurde es ehedem von den Dichtern in allerley Zusammensetzungen
gebraucht, einen jeden Ort von einem beträchtlichen Umfange zu bezeichnen. Der
Sternensaal, Freudensaal und so ferner. Anm. Die Bedeutung der Ausdehnung in
die Weite, des bedeckten hohen Raumes scheinet in diesem Worte die herrschende
zu seyn, obgleich in der ersten der Begriff der Stille, der Ruhe vorzustechen
scheint. 1 Chron. 29, 11 lautet der Plural Saale, der aber im Hochdeutschen
völlig ungewöhnlich ist. Ehedem schrieb man dieses Wort durchgängig Sal. Im
vorigen Jahrhunderte, als man anfing, die gedehnten Selbstlauter in manchen
Fällen durch Zeichen zu unterscheiden, fing man an, es Saale zu schreiben, und
diese Schreibart hat sich seitdem beständig erhalten, ungeachtet die
Verdoppelung des Vocals das unschicklichste Zeichen der Dehnung ist; daher man
auch, wenn das a in ä übergehet, dieses nie gern verdoppelt.