Sal
, ein Wort, welches in einem sehr weiten Umfange der Bedeutung,
oder vielmehr in mehrern verschiedenen Bedeutungen üblich ist, die aber doch
insgesammt gewisse Veränderungen bezeichnen, welche mit einem ähnlichen und
übereinstimmigen Laute verbunden sind, und von denen ich hier überhaupt etwas
sagen will, damit man die Verwandtschaft derselben mit Einem Blicke übersehen
könne. Ich nehme dieses Wort hier in seinem weitesten Umfange und mit den
gewöhnlichen Veränderungen, Sahl, Sal, Sel, Ste, Sol, Schal u. s. f. Zahl, Zel,
Ziel u. s. f. wo das härtere Z allenfalls eine Intension bezeichnet, Thal,
Theil, weil t und s immer mit einander abwechseln, ingleichen mit den
intensiven Endlauten Sall, Sell, Soll, Schall, Toll u. s. f. Sahl und das dazu
gehörige Zeitwort sahlen ist, so wie ursprünglich alle Wörter, eine
unmittelbare Nachahmung eines Lautes, und da dieses Laut mit mehrern
verschiedenen Veränderungen verbünden ist, so ist dieses auch der erste Grund
der Verschiedenheit in der Bedeutung. Es bezeichnet oder ahmet nach, 1. Einen
gewissen eigenthümlichen Laut überhaupt, wie die Intensiva Schall, schallen,
schellen. 2. Besonders, 1) Den Laut der menschlichen Stimme und verschiedene
Arten derselben; daher das alte fellan, sagen, sprechen, zählen, erzählen,
Psalm, Salm, thalen, schelten, das Nieders. schelen, zanken, schälen, plaudern,
Skalde, -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , bitten,
vielleicht auch solch und selbst. 2) Den Laut unarticulirter Bewegungen, und
diese Bewegungen selbst. a) Gewisse starke heftige Bewegungen. (a) Eigentlich,
wie salire, saltare, salax, Silanus, der Springbrunnen, das Nieders. sich
fühlen, das veraltete sal, schnell, das in der Monseeischen Glosse befindliche
zellan, weben, das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - , ich bewege, das Schwed. sall, ein Sieb, und salla, sieben, roll,
das Holländ. sollen, heftig hinwerfen, u. s. f. Daher denn, (b) Folgende
figürliche Bedeutungen stammen. (1) Des Lichts, wie Sol, Silber, Sil, gelbe
Erde, Sulphur, Schwefel, vielleicht auch Salmo, der Salm, wegen seiner
glänzenden Schuppen, wenn er nicht wegen seiner heftigen Bewegungen, und
besonders wegen seiner Gabe zu springen worden. (2) Des Gehens, entweder als
eine unmittelbare Figur des Lichtes, oder auch der Bewegung, wie zielen. (3)
Der Seele, deren Nahme in allen Sprachen eine Figur des Windes, des Athems, der
Bewegung ist. (4) Der Zeugung, wie zielen, erzielen. (5) Gewisser Arten
scharfer, heftiger Empfindungen; daher Salz, Sal, Salat, das alte Zala, Gefahr,
das Pohln. Zal, Betrübniß, Schmerz, Solicitudo, Bekümmerniß, schal,
abgeschmackt. b) Besonders des fließenden Wassers; daher der Meißner schollen,
sein Wasser lassen, das Nieders. schälen, spülen, das alte Europäische Sal, das
Meer, Lat. Salum, das Meer, das Niederdeutsche Siel, ein Canal, das Malab.
Salam, Wasser, und so ferner. c) Ingleichen der schlüpfrigen Bewegung, wie das
Holländ. sollen, auf dem Eise gleiten. Daher die Figuren des Fettes, der
Schlüpfrigkeit, des Kothes; wie Salbe, Saliva, das alte Oberdeutsche sal,
schmutzig, das Nieders. sählen, sich beschmutzen. d) Gewisse langsamer
Bewegungen, wie das Schwed. Sele, ein sanfter Fluß. Daher die Figuren selten,
solus, das Nieders. schelen, fehlen, -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - , Friede, Ruhe, filere, schweigen, solari, trösten, wie trösten von
Rast, Ruhe, Schild; welche aber auch Figuren anderer Bedeutungen seyn können.
Ingleichen der Begriff des Aufenthaltes, Exsul, das alte Sal, Wohnung,
Aufenthalt, das Nieders. schillern, warten. e) Gewisser Bewegungen, ohne
Rücksicht auf die Stärke und Schwäche des damit verbundenen Lautes, oder des
Grades ihrer eigenen Heftigkeit. (a) Überhaupt. Daher das alte salen, sellan,
übergeben, Sahl, Sal, Übergabe; das Hebr. -
hier nichtlateinischer Text,
siehe Image - , heraus ziehen, Schwed. sala, theilen, und unser Theil und
theilen selbst, solvere, Nieders. schelen, unterschieden seyn, Schwed. Sal, ein
Theil an den Strafgefällen, und nach allerley Figuren Sold, Schuld, sollen,
Zoll. [
1249-1250] (b) Ins besondere nach Verschiedenheit
der Richtungen. (1) Eine Bewegung und Ausdehnung in die Länge, ohne
beträchtliche Breite und Dicke. Daher Seil, Sille, das Nieders. Siehle, das
Pferdegeschirr, Zeile, Sahl, das Äußerste eines Dinges, in Sahlband,
Sahlleiste, das Nieders. Suhl, Sugel, eine Ahle, Schilf, welches aber auch eine
unmittelbare Beziehung auf die rauschende Bewegung haben kann, Schwed. Söl,
Schilf. (2) In die Breite, wie das Nieders. Schelf und Diehle, ein Bret, die
Scholle. Daher der Begriff der Ebene; Solum, der Boden. (3) In die Höhe, wie
Säule, Söller, Schulter, -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ,
erheben, Salebra, ein holperiger Weg, solox, grob, rauh, Solium, Thron. (4) In
die Tiefe, wie Sohle, Solea, Thal, Solum, (5) Nach allen Seiten; daher die
Figur den Biegsamkeit, wie Salix, Weide, Siler, Bachweide, Sahlweide. (6) In
die Weite, mit den Bedeutungen des hohlen Raumes; daher Saal, Aula, Halle,
Zelle, Cella, Zille, ein Kahn, -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - , ein Korb, Schale, Siliqua. Daher die Figur der Bedeutung, Schale,
und vielleicht auch das Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - , Friede. (7) Nach allen Richtungen; daher die figürlichen
Bedeutungen der Menge, der Zahl, wie Ottfrieds Zala, Zahl, vielleicht auch
Saltus, Wald, Silva. Ingleichen der Verbindung, wie sälla, Schwed. versammeln,
Gesell. Wie auch der Masse, Erdscholle, Eisscholle, solidus, wovon die
Bedeutung der ganzen unverletzten Beschaffenheit wieder eine Figur ist; daher
Salus, salvus, selig. Auf ähnliche Art bedeutet heil eigentlich ganz,
unverletzt, und figürlich Wohlstand, Wohlfahrt. Zur Bedeutung der Masse
scheinet auch die Ableitungssylbe -al, ein Ding, Subject, zu gehören, wenn es
nicht, wie Ding und Sache, eine Figur der menschlichen Stimme ist. Mit mehrerer
Gewißheit ist die Härte eine Figur der Masse, der Ausdehnung, vielleicht auch
des Schalles, wie Silex, ein Kieselstein. (8) Nach einer schiefen Richtung, wie
schäl, schielen. (9) In die Krümme; daher Nieders. schell, krumm, und so noch
andere mehr. [
1249-1250]