Die Rohrdommel
, [
1143-1144] plur. die -n, eine Art Reiher
mit einem glatten Kopfe, von gelblicher Farbe mit braunen Flecken; Ardea
stellaris L. et Kl. Er hält sich am Wasser und im Schlamme auf, wo er sich von
Fröschen und Fischen nähret, den Schnabel in den Schlamm stecket, und alsdann
ein dumpfiges Gebrüll macht, welches mit einem düstern Huhump oft über eine
halbe Meile gehöret wird. In einigen Gegenden heißt er Moosreiher, Rohrreiher,
Erddill, und wegen seiner Stimme Mooskuh, Moosochs, Meerrind, in den gemeinen
Oberdeutschen Mundarten Muspel; in andern Lorrind und Urrind, ohne Zweifel von
löh- ren, schreyen; in andern Kropfgans, Kropfvogel, weil er den Kropf im
Schreyen ausdehnet; in noch andern Pickart, weil er Menschen und Vieh nach den
Augen picket; im Nieders. Iprump und Ikrum, als eine Nachahmung seiner Stimme;
im mittlern Lat. Butaurus, Butor, gleichsam Bos-taurus, oder auch von bu, zur
Nachahmung seiner Stimme, wovon auch das bey dem Peucer befindliche Pittauer
abstammet; im Franz. Butor, im Engl. Bittern, Butter-bump, halb von Butor, und
halb als eine Nachahmung seiner Stimme. Anm. Der Nahme Rohrdommel, welcher auch
Rohrdrommel und Rohrdrum lautet, stammet der ersten Hälfte nach von Rohr ab,
weil sich dieser Vogel gern im Rohre aufhält, oder ist auch aus den ältern
Hordommel verderbt, von Hor, Koth, weil er den Schnabel im Schreyen in den
Schlamm stecket. Denn bey dem Raban Maurus heißt er Horotubil, bey dem Notker
Horotumbel, in der Monseeischen Glosse Horatupil. Die letzte Hälfte ist
entweder auch eine Nachahmung seines dumpfigen Geschreyes, oder sie stammet
auch von dem noch im Holländischen üblichen domplen, untertauchen, ab, weil er
den Kopf im Schreyen in den Schlamm stecket. Das Geschlecht ist zweifelhaft,
oder vielmehr, es ist dieses Wort in beyden Geschlechtern gleich üblich. Luther
gebraucht beyde. Die Rohrdommel, 3 Mos. 14, 18; 5 Mos. 14, 17. Rohrdommeln und
Igel werdens inne haben, Es. 34, 11; Zeph. 2, 14. Hingegen kommt Ps. 102, 7 das
männliche vor; ich bin wie ein Rohrdommel in der Wüsten; welche Ungleichheit
doch vermuthlich von den Herausgebern und Correctoren herrühret.
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1145-1146]