Die Reiste
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1071-1072] plur. die -n, in der Land- und
Hauswirthschaft, ein kleines Bund gehechelten Flachses, welches derb zusammen
gedrehet, und von oben zugeschlungen ist, welches in andern Gegenden eine
Kaute, in Niedersachsen aber eine Knocke heißt. Dreyßig Reisten machen
gemeiniglich einen Kloben Flachs. In Niedersachsen hingegen wird so viel
lockerer und ungedreheter Flachs oder Hanf, als man auf Ein Mahl durch die
Hechel reißet, eine Risse oder Riste genannt, Holländ. Rist, und da machen drey
bis vier solcher Reisten eine Reiste oder Kaute in der ersten Bedeutung. Im
letztern Falle kann es füglich von reißen abstammen, im erstern aber scheinet
es von dem Angels. wraestan, Engl. to wrest, wreath, drehen, abzustammen, weil
eine Reiste Flachs stark zusammen gedrehet wird. Das w ist in den Englischen
und Angelsächsischen Zeitwörtern ein bloßer müßiger Vorschlag. In manchen
Gegenden hat man auch das Verbum risten, den Hanf nach dem Dreschen in Reisten
oder kleine Bündchen drehen.