Die Reise
, [
1059-1060] plur. die -n, von dem
Zeitworte reisen. 1. In dessen jetzt veralteten weitesten Bedeutung, da es
unter andern auch ein gewisses Geschäft verrichten ist, wird dieses Wort, 1)
eigentlich noch in einigen Fällen als ein gewisses Maß gebraucht, so viel zu
bezeichnen, als man auf Ein Mahl von einer gewissen Art verrichtet. So ist in
den Salzkothen zu Halle eine Reise Sohle so viel Sohle, als auf Ein Mahl aus
dem Brunnen gezogen wird. Eine kleine Reise bestehet daselbst aus acht Eimern;
eine große aber aus zwölf Eimern. Bey den Webern ist eine Reise Leinwand, Zeug
u. s. f. ein Gewirk von dem Kamme an bis zu dem Baume, so viel nähmlich
gewirket wird, ehe man den Baum umdrehet. Im gemeinen Leben ist es in dieser
Bedeutung noch in mehrern Fällen üblich. In einem etwas andern Verstande ist
die Reise eine Reise Röhren zu einer Wasserleitung; die Wasserreise. 2)
Figürlich ist daher Reise im Niederdeutschen und den verwandten Sprecharten so
viel wie das Hoch- und Oberdeutsche Mahl. Eine Reise, Ein Mahl, zwey Reisen,
zwey Mahl u. s. f. Im Schwed. gleichfalls Resa. 2. In engerer und
gewöhnlicherer Bedeutung, der Zustand oder auch die Handlung, da man sich von
einem Orte zu einem entferntern begibt. 1) Eigentlich, wo es, so wie das
Zeitwort nur von der Begebung nach einem entlegenen und entferntern Orte
gebraucht wird, sie geschehe übrigens auf welche Art sie wolle. Eine
Spazierreise, Lustreise u. s. f. Die Abreise, Hinreise, Herreise, Rückreise,
Durchreise, Tagereise u. s. f. Eine Reise thun, und im gemeinen Leben machen.
Eine Reise nach Berlin machen. Eine Reise vorhaben. Eine Reise anstellen,
antreten, unternehmen. Sich auf die Reise machen, sie antreten. Wir hatten eine
schlechte, eine gute, eine glückliche Reise. Glückliche Reise! der gewöhnliche
vertrauliche Glückwunsch an einen Abreisenden. Nun geht die Reise fort. Wo geht
die Reise hin? wo reisen sie hin? Sich auf die Reise begeben. Auf der Reise
seyn. Etwas mit auf die Reise nehmen. Von der Reise kommen. Seine Reise
fortsetzen. Eine Reise zurück legen. Eine Reise zu Fuße, zu Pferde, im Wagen,
zu Wasser, zu Lande. Von einer weiten und langwierigen Reise ist auch der
Plural, doch ohne Artikel, üblich. Auf Reisen gehen, in entlegene Länder
reisen, um die Welt kennen zu lernen. Auf Reisen seyn. Er ist erst von Reisen
gekommen. 2) In einigen Fällen wird es auch hier als ein Maß gebraucht, so viel
zu bezeichnen, als mit einer Veränderung des Ortes fortgeschaffet werden kann.
Eine Reise Steine, Kalk u. s. f. eine Fuhre. An der Elbe ist eine Reise Holz
eine Schiffsladung, oder 40 gemeine Fuder. 3. In der engsten Bedeutung war es
ehedem sehr üblich, einen Feldzug zu bezeichnen, in welcher Bedeutung es aber
veraltet ist; im Schwabenspiegel Raise. Daher war reisbar ehedem so viel als
fähig in den Krieg zu ziehen, Reisner ein Reiter, und in weiterer Bedeutung ein
Soldat, ein Mitreißer Commilito, Reisegeld der Soldatensold, der Reisewagen der
Packwagen u. s. f. Siehe Frisch v. Reise, und im folgenden 2 Reisig. Anm. Bey
dem Ottfried Reisa, im Nieders. gleichfalls Reise, im Schwed. Resa, im Isländ.
Reisa.
S. Reisen. [
1061-1062]