Reimen
, [
1053-1054] verb. reg. welches auf
doppelte Art gebraucht wird. 1. Als ein Neutrum, mit haben, einen ähnlichen
oder gleichen Klang haben; wo es doch nur als ein Reciprocum gebraucht wird. 1)
Eigentlich; wo es aber nur von Wörtern üblich ist, deren Sylben gleichlautend
sind, und in engerer Bedeutung, deren gleichlautende Selbstlauter hinter
einerley, vorn aber verschiedene Mitlauter in einem und eben demselben Worte
haben. Mann und kann reimen sich. Bahn reimt sich nicht auf Mann. 2) Figürlich,
sich schicken, einem andern Dinge gemäß seyn; eine alte Figur, in welcher schon
Ottfried girimen für sich schicken gebraucht. Dem Narren reimt sich seine Ehre
nicht, Sprichw. 26, 1; eine veraltete Wortfügung, wofür man jetzt sagt, die
Ehre reimt sich nicht zu dem Narren. Der Lappe vom neuen reimt sich nicht auf
das alte, Luc. 5, 36. Eine Rede, so zur Unzeit geschiehet, reimt sich eben, wie
ein Seitenspiel, wenn einer traurig ist. Sir. 22, 6. Das reimt sich, wie eine
Faust aufs Auge, im gemeinen Leben, das schickt sich auf keine Weise zusammen.
Es mag sich reimen oder nicht. In dem ähnlichen überein stimmen liegt eben
dieselbe Figur zum Grunde, so wie in dem im gemeinen Leben üblichen klappen;
das klappt nicht, reimt sich nicht, schickt sich nicht; lauter von dem Schalle
hergenommene Figuren. Siehe Ungereimt. 2. Als ein Activum. 1) Eigentlich. a)
Ein Wort finden oder gebrauchen, welches sich mit einem andern reimet oder
reimen soll. Opitz reimet Bahn auf Mann. b) In weiterer Bedeutung, mit Reimen
versehene Verse oder Gedichte machen; wo es doch nur von solchen Versen und
Gedichten gebraucht wird, deren vorzüglichstes Verdienst der Reim ist. Bav
reimt den ganzen Tag. 2) Figürlich, den Zusammenhang zwischen zwey Dingen
entdecken. Das kann ich nicht zusammen reimen, ich kann nicht einsehen, wie
sich beydes zu einander schicke, oder was solches für einen Zusammenhang mit
dem andern habe. Daher das Reimen. Anm. Im Nieders. rimen, im Französ. rimer,
im Italiän. rimare. Im Tatian ist riman zählen.
S. Reim. [
1055-1056]