Die Reihe
, [
1049-1050] plur. die -n, welches in einer
doppelten Hauptbedeutung üblich ist. 1. Als ein Concretum. 1) Mehrere in Einer
Linie neben einander befindliche Dinge. Eine Reihe Zähne, Bäume, Soldaten,
Häuser u. s. f. Den Weg an den Seiten mit zwey Reihen Bäumen bepflanzen. Eine
lange Reihe. Eine gerade Reihe. Eine bunte Reihe, eine Reihe von Dingen
verschiedener Art, und in engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, eine Reihe
Personen, wo Personen männlichen und weiblichen Geschlechtes mit einander
abwechseln. Die Soldaten in eine Reihe stellen. Das Glas gehet in der Reihe
herum, unter den neben einander befindlichen Personen. Die Reihe schließen, das
letzte Individuum in einer Reihe seyn. Die Häuser stehen in Einer Reihe neben
einander. In engerer Bedeutung werden mehrere nach Einer Linie neben einander
befindliche Worte in manchen Mundarten eine Reihe genannt, eine Reihe
schreiben; die man doch im Hochdeutschen lieber eine Zeile nennt. 2) In
weiterer Bedeutung wird es oft von einem jeden Ganzen mehrerer neben einander
befindlicher oder auf einander folgender Dinge Einer Art gebraucht. Ferne von
uns jene schreckliche Moral, welche die Begierde zu gefallen in die Reihe der
Laster setzt! Das gehöret nicht mit in die Reihe der Dinge. Kann man die
Zufriedenheit in die Reihe guter Thaten zurück blicken, wenn man da eine Lücke
sieht, die so leicht ausgefüllt werden konnte? Hermes. 2. Als ein Abstractum;
ohne Plural. 1) Derjenige Zustand, da mehrere Dinge in Einer Linie neben
einander befindlich sind. Nach der Reihe sitzen, gehen, trinken, stehen. Die
Bäume nach der Reihe setzen. 2) Der Zustand, da mehrere Dinge nach einer
bestimmten Ordnung auf einander folgen. Die Reihe ist an mir, trifft mich. Wenn
die Reihe an dich kommen wird. Wenn wird die Reihe in unserm Hause mich oder
meine Tochter treffen? Gell. Anm. Im Nieders. Riege, in der Baierischen Mundart
mit einem noch härtern Gaumenlaute Reck, im Schwed. Räcka, im Ital. und
mittlern Lat. Riga, im Holländ. Ry, Reck, Rang, (
S. Rang,) im Franz. Raye, im Schottländ. Rack, und
selbst im Persischen Rege. Bey den Latein. Feldmessern bedeutet Rigor eine
Linie. Es kann in diesem Worte so wohl der Begriff der Menge der herrschenden
seyn, da es denn das Geräusch, welches mehrere neben einander befindliche Dinge
machen, nachahmen und ein naher Verwandter von regen und rechnen seyn würde;
oder auch der Begriff der geraden Linie, da es denn zu Regel, recht, richten,
gehören würde. Bey dem Kero ist Ruaua eine Zahl, womit das Angels. Raewa, und
das Engl. Rew und Row, eine Reihe, übereinkommen. Mit einem noch andern
Endlaute gehöret auch das veraltete noch in der Übersetzung Isidors befindliche
Redha, das Engl. Ridge, das Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - , das Schwed. Rad, das Slavon. Rad, das Pohln. Rzad, das Wallis.
Rhes, das Litthauische Redas, das Russ. Rad, das Lappländ. Raido, das
Ästhnische Ridda, das Albanische Rjesta u. s. f. hierher, welche alle theils
eine gerade Linie, theils eine Reihe, theils auch eine Ordnung überhaupt
bedeuten, und Verwandte von Rad, Rath, Rede u. s. f. sind. Bey dem Kero ist
Antreiti und bey dem Notker Antreht gleichfalls die Ordnung, (
S. auch 1 Reiten, für rechnen.) Das Ital. Ruga und
Franz. Rue, eine Gasse, stammen gleichfalls daher. (
S. auch das folgende.) In den gemeinen Mundarten ist für
Reihe mit einem Gaumenlaute auch Reige üblich. [
1051-1052]