Regnen
, [
1027-1028] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort haben erfordert, aber in der Gestalt eines unpersönlichen Zeitwortes
am üblichsten ist. Es regnet, wenn die in der Luft befindlichen wässerigen
Dünste sich in Regen auflösen, in Gestalt des Regens niederfallen. Es hat den
ganzen Tag geregnet. Es wird bald regnen. Gott läßt regnen über Gerechte und
Ungerechte, Matth. 5, 45. Zu Sodom regnete es Feuer und Schwefel, es fiel Feuer
und Schwefel mit dem Regen oder in Gestalt eines Regens vom Himmel. Ich will
euch Brot vom Himmel regnen lassen, 2 Mos. 16, 4. Aber einen sehr großen Hagel
regnen lassen, Kap. 9, 18, ist ungewöhnlich. In der höhern Schreibart wird es
häufig in persönlicher Gestalt gebraucht. Ich will den Wolken gebiethen, daß
sie nicht auf den Weinberg regnen, Es. 5, 6. Die Wolken regnen Gerechtigkeit,
Kap. 45, 3. Ob der Herr gleich Steine und Klüfte vom Himmel regnet, so werden
sie uns nicht schaden, Opitz. Es sammelten sich Wolken über ihnen, und fingen
an zu regnen, Geßn. Wer heißt die Himmel regnen? Gell. Wo es auch für regnen
lassen gebraucht wird, welche alte schon im Isidor und bey dem Notker
befindliche Bedeutung im Oberdeutschen noch gangbar ist. Gott regnet, d. i.
lässet regnen. Daher das Regnen. Anm. Schon im Isidor regonon, bey dem Notker
und Ottfried regenen, im Angels. renian, im Engl. to rain, im Nieders.
gleichfalls regnen. Es ist, wie aus der Ableitungssylbe -nen, erhellet, von
regen gebildet, welches noch zuweilen in den gemeinen Sprecharten gehöret wird;
es wird regnen, es hat gereget. Regnen ist entweder das Intensivum von diesem
alten regen, oder auch das Factitivum, da denn die eben gedachte Bedeutung des
regnen lassens, die eigentliche seyn würde. Das Zeitwort ahmet, so wie das
Hauptwort Regen, den Laut nach, welchen der Regen im Herabfallen macht, und ist
in so fern, als es einerley Laut ausdruckt, auch mit dem Zeitworte regen,
movere, ein und eben dasselbe Wort.