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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

Der Ränzel | | Ranzen

Der Ranzen

, [933-934] des -s, plur. ut nom. sing. Dimin. das Ränzchen, Oberd. Ränzlein, und zusammen gezogen Ränzel, ein Wort, welches überhaupt den Begriff der Versammlung, der Masse hat, aber nur noch in zwey Fällen üblich ist. 1) Der Reisebündel eines Wanderers zu Fuße, der Sack, worin derselbe enthalten ist, er sey nun von Fellen, wie ihn die Soldaten haben, oder aus einer andern Materie; der Reisebündel, der Reisesack. In diesem Verstande ist im Hochdeutschen so wohl Ranzen als auch, und zwar noch häu- figer, Ränzel üblich, doch hat dieses meisten Theils den Begriff eines kleinen Ranzen. Seinen Ränzel auf den Buckel nehmen. Ein großer mit einem Schlosse verwahrter Ränzel, welchen man auch zu Pferde und Wagen gebraucht, ist unter dem Nahmen eines Felleisens bekannt. ( S. auch Schnappsack.) 2) Der Leib, der Körper eines Menschen oder Thieres; doch nur im niedrigen und verächtlichen Verstande, und mit dem Nebenbegriffe der Größe und Ungestaltheit, da denn im Hochdeutschen Ränzen, im Niederd. aber Ränzel am üblichsten ist. Es war ihm ungelegen, daß er seinen Ranzen aus dem Bette heben sollte. In manchen Fällen versteht man darunter in engerer Bedeutung den Bauch. Seinen Ranzen füllen. In andern aber den Rücken. Jemanden etwas auf den Ranzen oder Ränzel geben, auf den Buckel. Anm. In der ersten Bedeutung im Nieders. Rentsel, Renzel, im Holländ. Rentser, im Schwed. Ränsel, im Wend. Ronz, und selbst im Chaldäischen Rawzel, und im Arabischen Razamon. In Ränzel ist die Endsylbe -el nicht allemahl ein Zeichen eines Diminutivi, sondern mit -en, und -er oft gleichbedeutend, ein Subject, ein Ding zu bezeichnen. Das Wort hat überhaupt den Begriff der Verbindung, der Masse, welcher Begriff eine Figur von der schnellen Bewegung ist. ( S. Rennen, Rinnen und das folgende). Wachter leitet es von dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , ein Fell ab; allein ein Ränzel darf nicht eben immer aus Fellen bestehen. In vielen Gegenden ist Ranne, Rone noch ein Stamm, Truncus, welches Wort selbst zu der Verwandtschaft gehöret und mit dem Deutschen gleichfalls den Begriff der Masse, der Verbindung hat. In den Monseeischen Glossen ist Grant ein geronnener Körper. Das Nieders. Ranzel, Randsel, ein Kothsaum an den Kleidern, gehöret nicht hierher, sondern zu Rand. [933-934]
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