1. Das Quartier
, [
883-884] des -es, plur. die -e, aus dem
mittlern Lat. Quarterium. 1. Der vierte Theil eines Ganzen, oder größern
Dinges. 1) Als ein bestimmtes Maß trockner, noch häufiger aber flüssiger Dinge,
wo das Quartier in vielen Gegenden für Quart üblich ist, dagegen in andern
Quart, Quartier und Quatierchen noch unterschieden werden. In vielen
Niederdeutschen Gegenden, z. B. in Danzig, im Hannöverischen, in Lübeck, in
Braunschweig, in Hamburg, ist Quartier so viel wie Quart, d. i. der vierte
Theil eines Stoffes oder Stübchens, und also so viel als ein Maß oder eine
kleine Kanne der Hochdeutschen. In andern Gegenden, z. B. in Schlesien, ist das
Quartierchen der vierte Theil eines Quartes, und folglich der sechzehnte Theil
eines Stübchens oder Topfes. In Obersachsen ist es ein noch kleineres Maß, denn
da ist das Quartier der achte Theil einer Kanne, oder der vierte Theil eines
Nößels. Im Hannöverischen wird auch der vierte Theil einer Elle ein Quartier
genannt. 2) Auf den Schiffen wird die Zeit von 24 Stunden in Absicht der Wachen
in vier Theile getheilet, deren jeder denn gleichfalls ein Quartier genannt
wird, welchen Nahmen auch diejenigen Nationen beybehalten haben, welche auf
ihren Schiffen fünf und sechs solcher Theile eingeführet haben; da denn auch
die zu einer jeden Wache bestimmte Anzahl des Schiffsvolkes ein Quartier
genannt wird. 3) In den Gärten werden die Abtheilungen in den Luststücken oder
Parterren Quartiere genannt, entweder so fern das ganze Luststück dabey
zunächst in vier Theile getheilet wird, oder auch in der folgenden zweyten
Hauptbedeutung eines viereckten Theiles eines Ganzen. 4) Der vierte Theil einer
Stadt und ihrer Bürgerschaft, ingleichen einer Gegend, oder eines Bezirkes; in
welchem Verstande doch das Deutsche Wort Viertel in den meisten Gegenden
üblicher ist. In weiterer Bedeutung werden oft auch die Ausdrücke Quartier und
Viertel beybehalten, wenn gleich eine Stadt oder Gegend zu einem gewissen
Behuse in mehr als vier Theile getheilet worden, und da bedeuten beyde
Ausdrücke einen Theil einer Gegend überhaupt, wo sie sich denn zugleich der
folgenden Bedeutung nähern. 2. Ein viereckter Theil eines Ganzen. In diesem
Verstande scheinen die Schuster die hintern Theile eines Schuhes, welch die
Ferse umgeben, die Hinter-Quartiere, oder auch nur schlechthin die Quartiere zu
nennen. Vermuthlich gehöret auch dahin die bey den Nähterinnen übliche
Bedeutung, welche gewisse breite viereckte Quersäume, z. B. an dem Halse und
Ärmeln der Hemden, welche letztern in Obersachsen Besetzchen, Preischen, in
Niedersachsen aber Lintels, ingleichen Quader und Quarder heißen, Quartiere und
im Diminut. Quartierchen nennen, wenn sie nicht diese Benennung vielmehr daher
haben, weil man zu dergleichen Quersäumen, um der Dauer willen, anfänglich die
Leinwand vierfach genommen. [
883-884]