Putzen
, [
871-872] verb. reg. act. einem Dinge
ein zierliches, ein angenehmes Ansehen von außen geben. 1) Überhaupt und
eigentlich, durch Wegnehmung dessen, was dem Auge unangenehm ist, und zwar
zunächst durch Wegschneidung dessen, was dem Auge mißfällt oder demselben
überflüssig zu seyn scheinet. In diesem Verstande putzt der Gärtner die Bäume,
wenn er die untauglichen, verdorbenen oder überflüssigen Zweige wegschneidet.
Das Licht putzen, durch Wegnehmung des überflüssigen ausgebrannten Dochtes. Den
Bart putzen, mit dem Schermesser wegnehmen. Daher die besonders im
Niedersächsischen üblichen Wörter das Putzbecken, das Barbierbecken, das
Putzmesser, das Barbiermesser u. s. f. Vermuthlich rühren davon auch die im
gemeinen Leben üblichen Ausdrücke her, jemanden putzen, ihm einen derben
Verweis geben, (
S. Ausputzer.) Der Feind ist rechtschaffen geputzt
worden, geschlagen. Nicht als eine Figur von Putzen, barbieren, sondern so fern
dieses Wort ehedem überhaupt schneiden, schlagen u. s. f. bedeutet hat. 2) In
noch weiterer Bedeutung, das Ansehen eines Dinges durch Wegschaffung alles
dessen, was das Auge beleidiget, verschönern, diese Wegschaffung bestehe nun in
einem Reiben, oder in einer andern Handlung. Die Schuhe putzen. Sich die Nase
putzen, sich schnäutzen. Das Gewehr putzen, es glänzend reiben. Kupfergeschirr,
Silbergeschirr u. s. f. putzen, wenn man es glänzend reibet. Die Schuster
putzen die Absätze durch Glätten. Die Mäurer putzen ein Haus, eine Wand ab,
durch Ebenung des Mörtels oder Gypses u. s. f. 3) Figürlich und in engerer
Bedeutung putzet man, theils wenn man die Theile eines Ganzen in eine dem Auge
angenehme Lage bringet, theils auch, wenn man das Äußere eines Dinges durch
hinzu gesetzte Zierathen verschönert.
Es hüpfen die Sänger des Waldes Fröhlich empor und putzen die
Schwingen, Zachar.
In dem letzten Falle ist es besonders von Kleidungsstücken
üblich, und da putzt man sich, wenn man zierliche Kleider anlegt, und sie durch
äußere dem Auge angenehme Nebendinge verschönert. Ein geputztes Frauenzimmer.
Sie sind ja heute recht festlich geputzt. Daher das Putzen. Anm. Im Nieders.
gleichfalls putzen, im Schwed. putsa. Das tz zeiget schon, daß dieses Wort ein
Intensivum oder Frequentativum ist, dessen Stammwort puten lauten würde, und,
wie aus den ersten Bedeutungen erhellet, schneiden bedeutet haben muß. Wir
haben wirklich ein Zeitwort, welches ehedem beiten, batten, lautete, schneiden,
stechen und schlagen bedeutete, und mit dem Franz. battre, dem Lat. battuere
und putare in amputare, genau verwandt ist, (
S. 3, 4 Beutel, Beißen, Battaille, Peitschen u. s. f.)
Von diesem ist unser putzen ohne Zweifel das Intensivum. Das veraltete mutzen,
für putzen, ist auf ähnliche Art das Intensivum von dem ehemaligen meiden,
schneiden, so wie unser schnäutzen, welches nur noch von dem Lichte und der
Nase gebraucht wird, das Intensivum von schneiden seyn kann, wenigstens so fern
es von dem Lichte üblich ist. Im Nieders. ist peit sauber und nett gekleidet,
welches mit dem Lat. putus genau überein kommt. [
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