Der Psalter
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855-856] des -s, plur. ut nom. sing.
aus dem Griech. und Lat. Psalterium. 1) Ein sehr altes musikalisches
Saiten-Instrument, mit welchem man den Gesang zu begleiten pflegte, und dessen
schon in den Büchern Samuels und der Chronik gedacht wird, von welchem man aber
wenig mehr weiß, als daß es nach Ps. 33, 2 und andern Stellen zehen Saiten
hatte, und eine Art von Harfe war. Der heil. Augustin sagt bey dieser Stelle
Cythara est lignum illud concavum, tanquam tympanum, pendente testudine, cui
ligno chordae innituntur, ut tactae resonent. Non plectrum dico quo tanguntur,
sed lignum illud dixi concavum, cui superjacent, cui quodammodo incumbunt, ut
ex illo cum tanguntur tremesactae, et exilla concavitate sonum concipien- tes,
magis canorae reddantur. Hoc ergo lignum in inferiore parte cythara habet,
Psalterium in superiore. Woraus erhellet, daß der Psalter, wenigstens zu seiner
Zeit, den Resonanzboden oben gehabt hat. Notker übersetzt Psalterium in dieser
Bedeutung durch Saltirsang, und setzt hinzu, daß er zu seiner Zeit im Deutschen
Rotta geheißen, a sono vocis - ut tintionabulum et clocca. An einer andern
Stelle nennt er ihn Rottun, und Ottfried setzet B. 5, Kap. 23, V. 397 die
Harpha und Rotta neben einander. In einem alten 1482 gedruckten Vocabelbuche
kommt die Rotte noch als ein Saitenspiel vor, wo sie durch Decachordum und
Nauplium erkläret wird. (des Du Fresne Gloss. v. Rocta.) Wenn der Verfasser des
Mamotrecti bey dem Du Fresne sagt; Psalterium dicitur canora cythara decem
chordarum coaptata, quae cum plectro percutitur; Nablum vero duodecim sonos
habens digitis tangitur: so scheinet sein Nablum das jetzt gedachte Nauplium
oder Rotte, sein Psalterium aber ein anderes von dem ältern Psalter
verschiedenes Instrument zu seyn, weil er hinzu setzet, daß es cum plectro
gespielet wurde. Man hat noch jetzt in einigen Gegenden unter dem Nahmen des
Psalters eine Art eines musikalischen Saiten-Instrumentes, welches die
Singestimme begleitet, und einem Hackebrete gleicht, nur daß es weit schmäler
ist, nach Verhältniß seiner Breite einen tiefen Resonanzboden hat, und mit
Federkielen geschlagen wird. Ein solches Instrument läßt sich hier denken, wenn
man nur nicht zu ängstlich unter Plectrum einen Fiedelbogen verstehen will. In
den Monseeischen Glossen heißt der Psalter Salmharipha. Übrigens hat dieses
Instrument seinen Nahmen nicht daher, weil man beständig Psalmen dazu gesungen,
sondern mit Psalm aus einer Quelle, nähmlich wegen seines lauten oder
angenehmen Klanges. 2) Das biblische Buch, welches die Psalmen enthält, und
auch das Psalmbuch genannt wird; schon bey dem Kero, Ottfried und Notker
Saltare, im Nieders. Salter, im Ital. Salterio. In Niedersachsen nannte man
ehedem auch ein Gesangbuch Salter; daher noch der dritte Magen der
wiederkäuenden Thiere und besonders des Rindviehes, dessen Falten den Blättern
eines Buches gleichen, daselbst der Salter, in andern Gegenden aber das Buch
heißt, (
S. Magen.) 3) Ein langer Rosenkranz der Nonnen.
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855-856]