Die Probe
, [
839-840] plur. die -n, Diminut. das
Probchen, Oberd. Pröblein. 1) Ein Versuch, welchen man anstellet, um die
Beschaffenheit eines Dinges daraus zu erkennen. Eine Probe machen, anstellen.
Eine Probe mit etwas machen. Ich thue es nur zur Probe. Zur Probe singen,
spielen u. s. f. wofür man auch sagt, die Probe singen oder spielen, da es denn
zur folgenden Bedeutung gehöret. Die Probe halten oder aushalten, in einem
solchen Versuche gut befunden werden. Die Farbe hält die Probe nicht. Sie wird
diese Probe gewiß nicht aushalten. Ingleichen der Zustand, da mit einem Dinge
ein solcher Versuch gemacht wird, dessen Beschaffenheit zu erkennen; ohne
Plural. Jemanden auf die Probe stellen, ihn in Umstände versetzen, worin er
zeigen muß, wie er beschaffen ist. Einen Bedienten auf die Probe nehmen, um zu
erfahren, wie er geartet ist. Probe geht, wie Stosch ganz richtig anmerket,
bloß auf die Beschaffenheit einer Sache, dagegen Versuch auch die Möglichkeit
mit einschließet. Das Zeitwort probieren aber ist auch in weiterm Verstande für
versuchen überhaupt üblich. 2) Dasjenige, woraus man die Beschaffenheit eines
Dinges erkennet. So wohl ein Theil eines Ganzen, woraus man auf die
Beschaffenheit des Ganzen schließt. So gibt der Kaufmann Zeugproben, der
Weinhändler Weinproben, um daraus die Beschaffenheit seiner Zeuge und Weine
erkennen zu können, welche Proben, besonders von Zeugen, in Niedersachsen Staal
und in Baiern Stahel genannt werden. Im Bergbaue sind die Proben kleine
Quantitäten Erzes, aus deren Gehalte man den Gehalt der ganzen Masse
beurtheilet. Jemanden eine Probe von etwas geben, ihm einen Theil eines
körperlichen Ganzen geben, das letztere daraus zu beurtheilen. Als auch von
Handlungen, so fern sie Erkenntnißquellen der Beschaffenheit der handelnden
Person sind. Eine Probe ablegen. Proben seines Fleißes, seiner Geschicklichkeit
ablegen. Sie haben mir schlechte Proben von ihrem Andenken gegeben. Da es denn
auch oft von einem jeden thätigen Beweise, und im Oberdeutschen, so wie das
Franz. Preuve, sogar von einem jeden Beweise überhaupt gebraucht wird, in
welcher Bedeutung es unter andern auch in dem zusammen gesetzten Ahnenprobe
vorkommt. Im Handel und Wandel werden auch die Zeichen, woraus die Güte einer
Waare erkannt wird, Proben genannt. So führet das den Tüchern angehängte und
gestämpelte Stück Bley oft den Nahmen der Probe; Nieders. gleichfalls Staal,
Holländ. Staelloot. An dem verarbeiteten Silber ist es das Zeichen, woraus die
Beschaffenheit des Silbers erkannt wird, (
S. Probesilber, Probezinn.) 3) Zuweilen führet auch ein
Werkzeug, womit man die Beschaffenheit eines Dinges untersucht, den Nahmen der
Probe. (
S. Kugelprobe.) So wie es in andern von einem Muster
gebraucht wird, nach welchem die Beschaffenheit eines andern Dinges
eingerichtet wird, (
S. das folgende, ingleichen Probemaß.) 4) Bey den
Drahtziehern wird eine besondere Art Drahtes, welche sonst auch mit Num. 4, 5
und 6 bezeichnet wird, und woraus die schönen Glanz-Cantillen und
Perl-Cantillen verfertiget werden, grobe Proben genannt; wo der Grund der
Benennung dunkel ist. Anm. Im Nieders. Prove, im Engl. Proofe, im Ital. Pruova,
im Schwed. Prof, und im Franz. Preuve.
S. Prüfen und Probieren. [
841-842]