Predigen
, [
827-828] verb. reg. act. eigentlich,
die Wahrheiten der Religion öffentlich und mündlich vortragen. Alle Sonntage
predigen. Die Buße, den Glauben predigen. Der Gemeine predigen, wofür doch vor
der Gemeine predigen, üblicher ist. Figürlich, mit lauter Stimme verkündigen,
bekannt machen, und nach einer noch weitern Figur, mit Nachdruck ermahnen oder
bekannt machen überhaupt. Die Tugend predigen, andere nachdrücklich zur Tugend
ermahnen, es geschehe nun mündlich oder schriftlich; in welcher figürlichen
Bedeutung die dritte Endung der Person üblicher ist, als in der vorigen
eigentlichen. Einem predigen.
Der mein Thun zu meistern denkt, Predigt tauben Ohren, Haged.
Die Bibel predigt nicht bloß für den Verstand. Wunderbare
Führungen und Errettungen, was predigen sie anders, als eine über alles
wachende Vorsehung? Gell. So auch das Predigen, und zuweilen auch die
Predigung. Anm. Schon im Isidor predigon, bey dem Ottfried bredigon, im Schwed.
praedika, im Engl. to preach, im Französ. precher. Es ist ohne Zweifel aus dem
Lat. praedicare entlehnet, welches sogleich mit dem Christenthume in
Deutschland bekannt geworden. Viele, welche auf eine übertriebene Art für die
Ehre der Deutschen Sprache besorgt gewesen, haben es für ein altes echtes
Deutsches Wort ausgegeben, welches von dem noch hin und wieder üblichen präten,
prätchen, prätschen, pratschen, mit lauter, gemeiniglich heller und eintöniger
Stimme reden, abstammen; Wörter, welche den damit verbundenen Schall genau
nachahmen. Im Schwed. ist prata reden, sprechen, Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , wohin auch die Hälfte des Lat.
interpretari gehöret, und vielleicht, auch unser breiten in ausbreiten und
verbreiten. Das Lateinische wird gemeiniglich als ein aus prae und dicare,
dicere, zusammengesetztes Wort gehalten, wozu es auch alles Ansehen hat.
Indessen stehet es doch noch dahin, ob es nicht von unserm präten ein
Seitenverwandter ist, welcher erst in den spätern Zeiten Roms, als man auf die
Bildung der Sprache zu denken anfing, aus preticare oder praeticare in
praedicare umgemodelt worden. Die Endungen -igen und -icare machen in beyden
Sprachen Intensiva, welche sich bald auf ein Thun, bald auf ein Seyn beziehen;
amaricare, albicare, candicare u. s. f.
S. auch -Igen. [
829-830]