Die Posse
, [
811-812] plur. die -n, Diminut. das
Pößchen, Oberdeutsch Pößlein, eine scherzhafte Geberde, oder Rede, welche bloß
zur niedrigen Belustigung dienet; daher dieses Wort jetzt allemahl in einem
nachtheiligen Verstande gebraucht wird, dagegen es ehedem auch für Spaß und
Scherz, überhaupt üblich war. Possen machen, Possen treiben, Possen reißen, (
S. Reißen,) zunächst von Geberden, hernach aber auch von
Reden. Alberne, grobe Possen. Das sind Possen. Jemanden Possen vormachen. Eine
ungefähre Posse, Less.
Drum tummle sich im Thal der Posse, Wer sich nicht höher
schwingen kann. Gottsch.
Anm. Im Oberdeutschen auch der Boß, in den Monseeischen
Glossen im Plural Gibosi, im Nieders. wo es auch in gelinderm Verstande
gebraucht wird, Butze, Putze, im Ital. Pazzie. Die Abstammung ist ungewiß.
Unser Spaß, das alte fatzen, das Ulphilanische baud, närrisch, Böhm. possetily,
und das Ital. Pazzo, ein Narr, Böhm. Possetilost, die Narrheit, sind allem
Ansehen nach damit verwandt. Da die meisten gleichbedeutenden Wörter von der
Bewegung hergenommen sind, wie Gaukeler, Schwank, das Lat. Jocus, u. s. f. und
zunächst possenhafte Bewegungen und Stellungen bedeuten, so leidet auch dieses
eine ähnliche Ableitung, da es denn mit wetzen, Witz, wachsen. Nieders. wassen,
faseln, dem Dän. passe, thun, handeln, verrichten, dem veralteten fatzen u. s.
f. Eines Geschlechtes seyn würde. Im Griech. ist -
hier nichtlateinischer
Text, siehe Image - gleichfalls spielen und scherzen. Aus dem Frisch
erhellet, daß die Geberden ehedem Bossen genannt wurden, daher auch Mimus in
Golii Onomast. durch Bossierer übersetzt wird. (
S. der Possen Possierlich und Spaß. Im Franz. ist
Passepasse Gaukeley.