Der Pfennig
, [
719-720] des -es, plur. die -e. 1. Ein
Nahme einer Münze und eines Gewichtes. 1) Einer Münze. Ehedem wurde eine jede
Münze zuweilen ein Pfennig genannt, und noch jetzt kommt zuweilen eine
Schaumünze, eine Gnadenmünze, eine Denkmünze u. s. f. unter dem Nahmen eines
Schaupfenniges, Gnadenpfenniges und Denkpfenniges vor. Auch die Bracteaten oder
Blechmünzen wurden vor diesem sehr häufig Blechpfennige genannt. Die Albus oder
halben Batzen hießen ehedem Weißpfennige, und kommen noch jetzt zuweilen unter
diesem Nahmen vor. Luther nennt Joh. 6, 7, und Marc. 6, 37 die Denare Pfennige,
wofür er doch in andern Stellen richtiger das Wort Groschen gebraucht. Heut zu
Tage ist der Pfennig eine Art der kleinsten Scheidemünzen, welche doch auch
nicht überall von einerley Werth ist. Im Mecklenburgischen werden die Häller
Pfennige genannt. In Oberdeutschland hat man leichte Pfennige, deren zwölf auf
einen Kaisergroschen gehen, und schwere Pfennige, deren zwölf einen guten
Groschen machen. Die letztern werden in Ober- und Niedersachsen und in einem
großen Theile Oberdeutschlandes nur Pfennige schlechthin genannt. Drey
Pfennige, sechs Pfennige u. s. f. nicht Pfennig, wie wohl bey andern Münzarten
mit Zahlwörtern üblich ist. Er hat mich bey Häller und Pfennig bezahlt, völlig.
Ich gebe keinen Pfennig mehr, nichts mehr. In Schlesien hält ein Denar oder
Pfennig, denn beyde sind daselbst gleichbedeutend, 1 1/2 Häller, dagegen in
andern Ländern 2 Häller auf einen Pfennig gehen. Figürlich werden im gemeinen
Leben die versteinerten Heliciten, welche zu den vielkammerigen um den
Mittelpunct gewundenen Schnecken gehören, wegen einiger Ähnlichkeit in der
Gestalt, versteinerte Pfennige oder Pfennigsteine genannt. Auch die kleinen
versteinerten Chamiten, welche bey Brattenburg sehr häufig gefunden werden,
sind aus eben dieser Ursache bey dem gemeinen Manne unter dem Nahmen der
Brattenburgischen Pfennige bekannt. 2) Ein Gewicht. (a) In dem Handelsgewicht
ist der Pfennig durch ganz Deutschland der vierte Theil eines Quentes, und zwey
Häller machen auch hier einen Pfennig, so daß ein Quent 4 Pfennige, oder 8
Häller hat (b) In einigen Gegenden ist es in den Gold- und Silbergewichten der
zwölfte Theil einer Mark, da denn der Pfennig 1 1/3 Loth ist, und wiederum 24
Groschen oder Grän hält. c) Im Hüttenbaue ist das Pfenniggewicht eine besondere
Art des Probiergewichtes, wo die Mark in 156 Theile getheilet wird, zum
Unterschiede von dem Centnergewichte, Markgewichte und Karatgewichte. Das
Brandsilber und die Pagamente werden nach diesem Gewichte probieret. 2. In
weiterer Bedeutung wird dieses Wort oft für Geld überhaupt gebraucht, wo es
denn bald im Singular allein, bald aber auch im Plural allein stehet. Ehedem
war es in dieser Bedeutung überaus gangbar; jetzt kommt sie nur noch in den
Zusammensetzungen Beichtpfennig, Pathenpfennig, Nothpfennig, Ehrenpfennig,
Zehrpfennig, Haftpfennig, Miethpfennig, Reisepfennig u. s. f. und im Plural in
Mutterpfennige vor.
S. auch viele der folgenden Bedeutungen. 3. * In noch
weiterer Bedeutung wurde es ehedem von einer jeden Waare, von dem Vermögen, und
kurz von allem, was Geldes werth war, gebraucht. In diesem Verstande ist es
gleichfalls veraltet, man müßte denn die noch bey Steuern und Auflagen übliche
R. A. der fünfte, vierte u. s. f. Pfennig, dahin rechnen, worunter man bald den
so vielsten Theil des sämmlichen Vermögens, bald nur denselben Theil von dem
Werthe der liegenden Gründe verstehet. Ihre beweiset, daß diese Bedeutung
ehedem auch in Schweden gangbar gewesen. So heißet es z. B. in dem alten
Helsingischen Gesetzbuche: Säter man jord i wäd adrhum fore korn aeller adhra
peninga, wo das Korn mit unter die Pfennige, d. i. Geld, gerechnet wird. Und in
dem Westgothischen Gesetzbuche: Giwer madher kono sinni gard til hindradax
giöf, med allum paenningum them, theriäru, wenn ein Mann seiner Frau zum
Heirathsgute ein Landgut mit allen dazu gehörigen Pfennigen (d. i. beweglichen
Gütern) gibt; wo im folgenden das Wort Godz, Güter, gebraucht wird. In dem
mittlern Lat. wurde Pecunia, so wie im Deutschen ehedem Geld, auf ähnliche Art
von einem jeden beweglichen oder unbeweglichen Gute gebraucht. So veraltet auch
diese Bedeutung ist, so wichtig ist sie doch bey Erforschung der Abstammung
dieses Wortes. [
721-722] Anm. Dieses alte Wort lautet
bey dem Ottfried, der es schon für Geld überhaupt gebraucht, Pfening, oder
vielmehr wie in den Handschriften nach Schilters Versicherung in den
Anmerkungen zum 3ten B. Kap. 14 gelesen wird, Pending, Penthing, Pfentinc; bey
dem Willeram Phenning, im Tatian, wo es für Silberling steht, Phenningo, noch
im Deutschen bey vielen Pfenning, im Angels. Penig und Pening, im Engl. Penny
und im Plural Pence, im Schwed. Penning, im Isländ. Penningur, im Slavon.
Penez, im Ungar. Penz, im Pohln. Pieniacz. Die Abstammung dieses Wortes ist
noch nichts weniger als ausgemacht. Die letzte Sylbe ist unstreitig die
Ableitungssylbe -ing oder -ig, welche ein Ding, ein Subject bedeutet, von
welchem etwas gesagt wird. Nur die erste Hälfte, welche das Prädicat enthält,
ist noch dunkel. Die Wortforscher, welche sich mit diesem Worte beschäftiget
haben, theilen sich vornehmlich in zwey Classen, wovon die eine die erste
Bedeutung einer geprägten Scheidemünze, und die andere die letzte Bedeutung
einer Waare, eines Gutes, für die erste und ursprüngliche hält, und darauf ihre
Etymologien gründet. Um hier nur einige der vornehmsten anzuführen, so ließ
Skinner es von dem Lat. Pecunia durch eine Versetzung der Buchstaben abstammen.
Goldast leitet es sehr seltsam von behändig ab, und behauptete, das Geld wäre
wegen seiner Bequemlichkeit im Handel und Wandel so genannt worden. Viele unter
den Deutschen lassen es von Pfanne abstammen, und setzen voraus, daß die
Hohlmünzen, welche man im gemeinen Leben auch wohl Schüsselpfennige zu nennen
pflegt, zuerst und eigentlich diesen Nahmen geführet. Verelius legte das alte
Schwedische paena, ausdehnen, prägen, zum Grunde, welches mit unserm Pein
verwandt ist,
S. dasselbe. Wachter läßt es von dem alten und noch
jetzt im Wallisischen üblichen Pen, ein Kopf, abstammen, weil auf die ersten in
Deutschland bekannt gewordenen Münzen der Kopf des Kaisers gepräget war. Was
diese Ableitung wahrscheinlich macht, ist theils, daß auch Münze seinen Nahmen
von dem Gepräge hat, theils aber auch, daß in der Schweiz ein Pfennig Angster
genannt wird, d. i. Angesichter, gleichfalls von dem darauf geprägten Kopfe
oder Angesichte. Frisch ist für das Latein. pendo, Schilter aber, der sich auf
Ottfrieds Schreibart Penthing und Pfentinc, und auf das Dänische Pendig für
Pfennig gründet, leitet es von Pfand, Pignus, ab, und erkläret es, der letzten
Bedeutung zu Folge, durch ein bewegliches Gut, welches die Stelle eines Pfandes
vertreten kann. Und dieser Ableitung pflichtet auch Ihre bey, welcher mit
mehrern Stellen beweiset, daß Pfennig ehedem ein jedes bewegliches Gut bedeutet
habe. Ja noch jetzt bedeutet Penning im Isländischen das Vieh, daher es in der
Isländischen Bibel Joel 1 heißt: O huersu peninguren styner! o wie stöhnet das
Vieh! [
721-722]