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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

Ochergelb | | Ochsen

Der Ochs

, [575-576] des -en, plur. die -en, Diminut. das Öchschen, Oberd. Öchslein. 1. Im weitern Verstande, das männliche Individuum einer Art zweyhufiger vierfüßiger Thiere, welche vorwärts gebogene sichelförmige Hörner und einen büscheligen Schwanz haben. Der wilde Ochs, der Büffelochs, der Auerochs, der zahme oder gemeine Ochs. Das weibliche Individuum dieser Arten wird die Kuh genannt. 2. In engerer Bedeutung führet der gemeine Ochs oder zahme Ochs den Nahmen des Ochsen schlechthin. 1) Eigentlich, wo (a) das ungeschnittene männliche Individuum, welches zur Fortpflanzung seines Geschlechtes bestimmt ist, der Herdochs, Faselochs, Zuchtochs, Stammochs, Reitochs, Springochs, Brüllochs, Brummochs, Bullochs, auch nur der Ochs schechthin genannt wird, dagegen er an andern Orten der Bulle, Stier oder Brummer heißt. (b) Am häufigsten führet diesen Nahmen ein solches geschnittenes Thier, dessen man sich hernach zum Ackerbaue, zum Fahren, und an einigen Orten auch zum Reiten und Lasttragen bedienet. Im engsten Verstande wird nur ein solches in der Jugend verschnittenes Thier ein Ochs genannt, dagegen man einen im Alter geschnittenen und zur Mast bestimmten Zuchtochsen einen Bullochsen nennet. In der Lausitz heißt der letztere Poiße, welches dem Lat. Bos sehr nahe kommt. Mit Ochsen pflügen, fahren. Ein Zugochs, Mastochs oder Schlachtochs. Die Ochsen hinter den Pflug spannen, eine Sache verkehrt anfangen, die Pferde hinter den Wagen spannen. Die Ochsen stehen am Berge, die Sache will nicht fort, wird durch ein Hinderniß in ihrem Fortgange aufgehalten; aqua haeret. 2) Figürlich ist in den niedrigen Sprecharten das Wort Ochs ein Scheltwort so wohl eines groben und ungeschickten, als auch eines dummen Menschen beyderley Geschlechtes. Ein grober Ochs. Ein dummer Ochs. Anm. Im Isidor Oxsso; im Schwabensp. Ohs, im Nieders. Osse, bey dem Ulphilas Auhsn, im Angels. Oxa, im Dän. und Schwed. Oxe, im Engl. Ox, im Isländ. Uxe, im Wallis. Ych, Wachter und Junius leiten es von dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - augere, wachsen, ehedem auchen, her, Frisch vom Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , ich fahre, trage, im Schwed. oka, fahren, ( S. Wagen,) Ihre aber von Ok, Joch. Den beyden letzten Abtheilungen kommt das zu Statten, daß im Isländ. Uxe ein jedes Last- und Zugthier, folglich auch ein Pferd, bedeutet. ( S. auch Noß,) welches sich nur durch das müßigen von diesem Worte unterscheidet. Das e euphonicum, Ochse, ist hier unnöthig, weil das ch in diesem Worte im Hochdeutschen hart, wie ein k ausgesprochen wird, worauf auch das s hart lauten muß.
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