Oben
, [
555-556] ein Nebenwort des Ortes, der
Höhe nach, mehr von der Oberfläche der Erde, oder von ihrem Mittelpuncte
entfernet, im Gegensatze des unten und nieden, ingleichen auf der Oberfläche,
d. i. der von dem Mittelpuncte der Erde am weitesten entfernten Fläche eines
Dinges. 1. Eigentlich. Oben schwimmen, auf der Oberfläche des Wassers.
Gemeiniglich kommen noch Vorwörter dazu, welche diesen sonst unbestimmten
Begriff näher bestimmen. Oben auf dem Berge. Oben im Sacke, 1 Mos. 42, 27. Oben
im Hause, wofür man auch nur schlechthin oben sagt. Oben wohnen, oben im Hause.
Oben im Himmel. Von oben an bis unten aus. Bis oben an füllen. Oben drauf
stehen, legen, setzen, stellen. Wir kommen von oben her. Etwas oben
abschneiden. Von oben herab, von oben nieder. Oben durch das Dach. Dort oben,
im Gegensatze des hier unten oder hier nieden. 2. Figürlich. 1) Für vorher, im
vorigen; in Schriften, im Gegensatze des unten. Wie oben gedacht worden, im
vorigen. Der oben gemeldete Freund. Die oben erwähnte Sache. In den Hoch- und
Oberdeutschen Kanzelleyen ist dafür das veraltete ob üblich, welches alsdann
mit den Mittelwörtern zusammen gezogen wird; oberwähnt; (
S. 1 Ob.) Aber unser oben mit ihnen zusammen zu ziehen,
obengedacht, ist wider alle Analogie. 2) Oben an sitzen, gehen, stehen, an dem
obersten, vornehmsten Platze. 3) Oben ein, oder oben drein, über dieß noch, als
ein überflüssiges, eigentlich nicht zur Sache gehöriges Stück. Etwas oben drein
geben, als eine Zugabe. Die zehnte gäb ich oben drein, Weiße. Ingleichen über
dieß noch, in der vertraulichen Sprechart. Ich mußte noch oben ein den Verdruß
empfinden u. s. f. Er ist so reich wie sie - oben drein aber ist er noch ein
rechtschaffener und ehrlicher Mann, Weiße. Da werde ich noch oben ein
ausgelacht. Da kommt noch oben drein jemand. 4) Oben hin, welches von vielen
ohne Noth zusammen gezogen wird, obenhin, nachlässig, gleichsam nur die
Oberfläche berührend, auf der Oberfläche hin, im Gegensatze des gründlich. Nur
so oben hin arbeiten. Eine Sache nur oben hin machen, verfertigen, betrachten.
untersuchen u. s. f. Latein. obiter. Anm. Schon bey dem Kero obuna, bey dem
Ottfried obana, im Tatian ufana, im Dän. oven, oppe, im Schwed. ofvan. Es ist
das alte ob, (
S. 1 Ob,) mit der adverbischen Endung -en welche auch in
unten, nieden, außen, hinten, vornen u. s. f. angetroffen wird; im
Oberdeutschen hängt man sie den meisten Nebenwörtern in der adverbischen Form
an, heimlichen, gröblichen, für heimlich, gröblich. Die Niederdeutschen und
nördlichen Mundarten setzen noch ein b voran, Nieders. baven, Holländ. boven,
Angels. bufan, Engl. above, so wie die Lateiner statt dessen den Zischlaut
vorsetzen, supra, und die Griechen den Hauchlaut -
hier nichtlateinischer
Text, siehe Image - . Ehedem war es auch als ein Beywort üblich. Der obene
Beweis, der obige, Opitz, und bey dem Hornegk findet sich auch das im
Hochdeutschen veraltete Zeitwort oben, obenüber etwas seyn oder schweben.
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