Nöthig
, [
529-530] -er, -ste, adj. et adv. Noth
habend, in derselben gegründet; doch nur in einigen Fällen des Hauptwortes. 1.
Subjective, in Ansehung der Person. 1) In der weitesten Bedeutung, in der
dritten und sechsten Bedeutung des Hauptworts, doch nur als ein Nebenwort, und
mit dem Zeitworte haben. Etwas nöthig haben, es nicht haben, da man es doch
gebrauchen, es zur Erreichung einer Absicht, zur Hervorbringung einer
Veränderung anwenden könnte, ohne den Grad dieses Bedürfnisses zu bestimmen.
Geld nöthig haben, es bedürfen. Ich habe Hülfe nöthig. Man hat ihn nicht mehr
nöthig. Ihr Herz scheint keinen großen Antrieb mehr nöthig zu haben, Gell.
Etwas sehr nöthig, hoch nöthig, höchst nöthig haben. Er hat es nöthig. im
Oberdeutschen mit der zweyten Endung. Einer Sache nöthig haben. 2) In engerer
Bedeutung. (a) * In Noth befindlich, in der siebenten Bedeutung des
Hauptwortes; eine im Hochdeutschen ungewöhnliche Bedeutung. Im Bergbaue ist
eine wassersnöthige Zeche, welche Noth von Wasser leidet, zu viel Wasser hat.
(b) * Arm, dürftig; in welchem Verstande es im Hochdeutschen gleichfalls
veraltet ist. 2. Objective, in Ansehung der Sache. 1) Zur Erreichung einer
Absicht, zur Hervorbringung einer Veränderung erforderlich und dienlich, in der
dritten und sechsten Bedeutung des Hauptwortes Noth, und im Gegensatze des
unnöthig. Jemanden mit den nöthigen Hülfsmitteln versehen. Die nöthige
Kleidung, welche nicht bloß zur Nothdurft, sondern auch zur Bequemlichkeit und
zum Wohlstande erfordert wird. Eine nöthige Sache. Etwas für nöthig halten,
befinden. wenn du es für nöthig befindest, Gell. Es ist nöthig, es ist nicht
nöthig. Seine Miene sagt mehr als nöthig ist, den Verdacht gegen ihre Tugend zu
bestärken, Gell. Wozu ist das nöthig? Ich werde bey diesem Gespräche wohl nicht
nöthig seyn. Es ist nicht nöthig, daß du hingehest. Das nöthigste von etwas
wissen. Sehr nöthig, hoch nöthig, höchst nöthig, drucken auch hier die höhern
Grade aus. Das Nöthige wird auch zuweilen in der anständigen Schreibart für
Nothdurft gebraucht. Soll ich dich an dem Nöthigen Mangel leiden sehen? Dusch.
2) * Zur Erreichung einer Absicht unentbehrlich, den Umständen nach
unvermeidlich; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, wo es für nothwendig
bey den Oberdeutschen Schriftstellern mehrmahls vorkommt. Die Sache muß nöthig
seyn, Opitz, für nothwendig. Ich muß nöthig schreiben, nothwendig. Daher Opitz
auch Nöthigkeit für Nothwendigkeit gebraucht. [
531-532]