Das Noß
, [
521-522] des -es, plur. die Nößer, im
gemeinen Leben einiger Gegenden, z. B. in Meißen, ein Stück zahmes vierfüßiges
Vieh, besonders aber der Pferde, des Schaf- und Rindviehes. Fünf Rindsnößer,
Schafnößer, Pferdenößer, Zugnößer, Zugvieh. Ein Gut, wovon nach dem Absterben
des Besitzers die besten Nößer, welche in Pferden und Rindvieh bestehen, in das
Amt geliefert werden müssen. Das beste Noß fällt dem Amte anheim. Der Schäfer
muß die gefallenen Nößer selbst abziehen. Anm. Es ist ein altes weit
ausgebreitetes Wort, welches aber außer Meißen in Deutschland vielleicht wenig
mehr bekannt ist, Im Schwed. ist Nöt, ehedem Naut, im Angels. Nyten, Niten, im
Isländ. Naut, im Englischen Neat, im Schottländ. Noute, im Finnländ. Naute, ein
Ochse, und im Dän. bedeutet Nod und Noth ein jedes Stück Vieh. Frisch leitet es
von Genoß ab, und erkläret es durch pecora ejusdem stabuli, Ihre aber von
Nutzen, wegen der Nutzbarkeit des zahmen Viehes. Da das N zu Anfange so vieler
Wörter sehr zufällig ist, so könnte man glauben, das Noß und Ochse, Nieders.
Oß, ein und eben dasselbe Wort sey. Da man das zahme Vieh auch gern Häupter zu
benennen pflegt, und das Diminut. Nischel noch in einigen Gegenden Kopf
bedeutet, so könnte man es auch hiervon ableiten. Allein, da Nuß (mit einem
gedehnten u) in den gemeinen Sprecharten, besonders Oberdeutschlandes, sehr
üblich ist, ein jedes Ding so wohl im Scherze, als verächtlichem Verstande zu
bezeichnen, wo es nicht, so wie Nöt, ein dummer Mensch, im Schwedischen, eine
Figur von der Bedeutung des Viehes, zu seyn scheinet; so muß dieses Wort wohl
eigentlich einen weiten Umfang haben, und aus einer andern Quelle hergeleitet
werden. Du bist ein leichtfertiger Nuß, ein närrisches Nüßchen, sagt man im
Oberdeutschen im Scherze zu einem Kinde, wo es gewiß nicht zu Nuß, Nux,
gehöret.
S. -Niß, Anm. und das folgende.