2. Der Nietnagel
, [
507-508] des -s, plur. die -nägel. 1)
Ein Stückchen von dem Nagel eines Fingers, welches sich von dem übrigen Theile
absondert, unten aber mit der Wurzel in dem Fleische festsitzet, und Schmerzen
verursacht. 2) Ein Stückchen aufgesprungene Haut an dem Nagel am Finger,
welches oft weiter reißet und alsdann empfindliche Schmerzen verursacht; in
einigen Gegenden das Nagelstroh, die Nagelwurzel, der Neidhaken, im Nieders.
Hungertitten, Hungerzitzen, Dän. Nägleröd. Die schmerzhafte Empfindung von
beyden Arten von Nietnägeln wird auch der Nagelzwang, Schwed. Nageltraug
genannt. Anm. In den gemeinen Sprecharten lautet dieses Wort bald Neidnagel,
bald Neider, bald Niednagel. Gemeiniglich siehet man es als eine Figur der
vorigen Nietnägel an. Allein die Niedersächsische Mundart, in welcher dieses
Wort Nothnagel lautet, beweiset, daß es mit 1 Nieten, zu Noth gehöret, und
einen Nagel bedeutet, der Schmerzen verursacht, daher ein Nietnagel im Engl.
auch Angnail, Angstnagel, genannt wird. So fern nieten, sich heftig bemühen,
stoßen, und figürlich Schmerzen verursachen, auch mit Neid, heftige
Leidenschaft, verwandt ist, lassen sich auch die Schreib- und Sprecharten
Niednagel oder Neidnagel vertheidigen, wenn man nur dabey nicht an den Neid in
der heutigen Bedeutung denkt, wie der große Haufe zu thun pflegt.
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509-510]