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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

Die Nespel | | Der Nesselbaum

Die Nessel

, [469-470] plur. die -n. 1. Eigentlich, eine Pflanze, welche sägeartig gezähnte und mit subtilen Stacheln versehene Blätter hat, welche, wenn man sie berühret, ein empfindliches Stechen verursachen, welches man ein Brennen nennet; Urtica L. Daher sie auch Brennnessel, und im gemeinen Leben einiger Gegenden Eiternessel ( S. dieses Wort) genannt wird, um sie von den folgenden mit keinen Stacheln versehenen und also auch nicht brennenden Arten zu unterscheiden. Es gibt verschiedene Gattungen derselben. Die Pillennessel, oder Römische Nessel, Urtica pilulifera, ist im mittägigen Europa einheimisch und brennet heftig. Unsere gewöhnliche Brennnessel, im gemeinen Leben Eiternessel und Netternessel, wohnt in den Gartenländern und auf Rainen; Urtica urens und dioica, von welcher es wiederum eine größere und eine kleinere Art gibt. Die hanfartige Nessel, welche in Sibirien angetroffen wird, wird oft sechs Ellen hoch, Urtica cannabina; einiger ausländischer Arten zu geschweigen. Sprichw. Was eine Nessel werden will, brennet bald. Es brenne fruo das zeiner nesselen werden sol Winsbeck. Nesseln brennen Feinde und Freunde. Kluge Hühner legen auch wohl in die Nesseln, weise Leute können auch fehlen. 2. Figürlich führet wegen einer Ähnlichkeit der Gestalt und der Blätter noch eine doppelte Art von Pflanzen den Nahmen der Nessel, welche aber, weil sie nicht brennen, taube oder todte Nesseln genannt werden. 1) Das Lamium L. besonders das Lamium album, purpureum und amplexi caule, welche auf unsern Gartenländern wachsen, und eßbar sind. 2) Das Katzengesicht, Galeopsis L. welches auch Hanfnessel genannt wird, im gemeinen Leben aber, so wie die vorige am häufigsten unter dem Nahmen der tauben oder todten Nessel bekannt ist. Nieders. Dannettel, Wallis. Danadl, welches vermuthlich aus taube Nessel zusammen gezogen ist. Anm. Im Nieders. Nettel, im Angels. Netl, Nytle, im Engl. Nettle, im Holländ. Netel, im Schwed. Näsla und Nättla, in Dän. und Norweg. Nälde, Nelde. Der Nahme dieser Pflanze rühret von ihrer stechenden Eigenschaft her, und ist ein naher Verwandter von Nadel, und dem riech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , ist steche, ( S. Nadel und Natter,) von welchem Worte auch der im gemeinen Leben einiger Gegenden, z. B. in Thüringen, für Brennnessel übliche Nahmen Netternessel herstammet. Auf ähnliche Art heißt sie von urere, brennen, im Lat. Urtica. [469-470]
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