Die Neige
, [
461-462] plur. die -n, von dem
folgenden Zeitworte neigen. 1) Der Zustand, da ein Ding geneiget wird, oder da
sich eine Sache zu ihrem Ende oder ihrem Verfalle neiget; ohne Plural, und als
eine Figur von einem bald leeren und geneigten, d. i. hinten aufgehobenen
Fasse. Der Wein, das Bier, das Faß gehet auf die Neige, das Faß ist bald leer,
es muß bald geneiget werden. Von der Neige trinken, von einem bald leeren,
geneigten Fasse, Nieders. von der Helle, von hellen, lüften, vorn neigen. Daher
figürlich, doch nur im gemeinen Leben, die Neige der Verfall, die Abnahme ist.
Das Leben ist wie der Wein, wenn er auf die Neige kommt, so wird er sauer,
Opitz. Auf der Neige ist nicht gut sparen, wenn wenig mehr da ist. Sein
Vermögen ist auf die Neige, ist bald alle. Es gehet mit ihm auf die Neige, er
nimmt ab, so wohl an Kräften und Gesundheit als auch am Vermögen.
Die Zeit hat abgenommen, Da noch was Gutes war, wir sind zur
Neige kommen, Opitz. O die Welt kommt auf die Neige, Haged. - Denn ihre
Schönheit geht allmählich auf die Neige, Less.
Nürnberg ist mit seinem ehemaligen großen Rufe auf der Neige.
2) Ein flüssiger Körper von einem geneigten Fasse. Von der Neige trinken. In
weiterer Bedeutung ein jeder Überrest von einem flüssigen Körper. Hier ist noch
eine Neige Bier. Die Neige austrinken, den Überrest in einem Trinkgeschirre.
Und figürlich, ein Überrest von einer jeden Sache; doch alles nur in den
gemeinen Sprecharten, wo auch die Verkleinerungen Neigelchen und Neigelein
vorkommen. Eine Neige Äpfel, Zeug u. s. f. [
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