Der Neid
, [
459-460] des -es, plur. car. das
anhaltende Mißvergnügen über die Wohlfahrt und die Vorzüge anderer, und in
engerer Bedeutung, die Fertigkeit, anderer Wohlfahrt und Vorzüge auf eine
anhaltende Art ungern zu sehen; die Mißgunst, von welcher der Neid allenfalls
ein höherer und länger anhaltender Grad ist. Der Neid bestehet in nichts, als
in der Unzufriedenheit der göttlichen Austheilung, Gell. Neid gegen jemanden
empfinden, tragen. Die biblische R. A. im Neide wandeln, ist im Hochdeutschen
ungewöhnlich. Etwas aus Neid thun. Vor Neid bersten wollen, im gemeinen Leben.
Der Neid verzehret ihn. Das erweckt, verursacht nur Neid. Anm. Schon bey dem
Ottfried in der heutigen Bedeutung Nid, bey dem Ulphilas Neiths, im Nieders.
Nied, im Angels. Nyth, im Schwed. Nid. Ehedem erstreckte sich die Bedeutung
dieses Wortes viel weiter als jetzt. Es bedeutete nicht nur heftiges Verlangen,
Begierde überhaupt, in welchem Verstande sich bey dem Notker Niet, und bey dem
Stryker neitlich für begierig, findet. Er schlug auf ihn mit grossem neyd, mit
großer Begier, Hitze, Theuerd. Kap. 106. Sondern auch besondere Arten heftiger
Gemüthsbewegungen. Hwars mans Niding, hieß bey den ältern Schweden jedermanns
Absehen. Der Geitz heißt im Dän. und Schwed. noch jetzt Nid, und Niding ein
Geitzhals. Der Eifer wird im Schwed. Nit, und im Angels. Nyth genannt, und
Willeram gebraucht Nith für Eifersucht. Bey dem Ottfried ist Nid Haß, Odium,
welches Lateinische Wort selbst damit verwandt zu seyn scheinet, weil das N zu
Anfange der Wörter oft sehr zufällig ist, (
S. N.) Ja es wurde, so wie das Beywort neidisch, ehedem
von einem jeden hohen Grade der innern Stärke gebraucht, daher noch jetzt
neidisch essen in Niedersachsen begierig essen, und eine neidische Kälte, eine
heftige Kälte ist. Er merkt, daß ihm der Ritter so neydig was, Theuerd. Kap.
106, so hitzig auf ihn eindrang. Welcher weite Umfang, von dem unsere heutige
Bedeutung nur ein kleiner Überrest ist, bey Aufsuchung des Stammes nothwendig
mit in Betrachtung kommen muß. [
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