Die Naht
, [
425-426] plur. die Nähte, von dem
Zeitworte nähen. 1. Die Art und Weise zu nähen, ohne Plural; in welcher
Bedeutung es bey den Nähterinnen sehr häufig ist, besonders in den
Zusammensetzungen Hausnaht, Mahlernaht, Bildernaht u. s. f. 2. Der Ort, wo zwey
oder mehr Stücke zusammen genähet worden. 1) In der weitesten Bedeutung, so
fern nähen ehedem verbinden, zusammen fügen überhaupt bedeutete, da dieses Wort
in vielen Fällen des gemeinen Lebens vorkommt. So wird die Fuge zwischen zwey
Planken an den Schiffen, so selbige in der Länge zusammen stoßen, die Naht
genannt. Bey den Blecharbeitern ist die Naht der Ort, wo zwey Stücke Blech
durch Niethe mit einander verbunden werden, (
S. Kreuznaht.) In der Anatomie ist die Naht eine Art der
Zusammenfügung, wenn zwey Knochen mit ihren ausgezähnten Enden, wie die Zähne
zweyer Sägen in einander greifen, oder auch, wenn nur die Ränder über einander
gehen; jene wird die wahre, diese aber die falsche Naht genannt. (
S. Kranznaht, Pfeilnaht und Winkelnaht, welche drey
Nähte sich an den Beinen des Kopfes befinden). Die Naht an dem Hodensacke ist
die schmale Vertiefung in der Mitte, welche ihn gleichsam in zwey Theile
theilet. Wegen der Ähnlichkeit werden auch an den haarigen Thieren solche
Striche von Haaren, welche das Fell gleichsam in zwey Theile zu theilen
scheinen, Nähte genannt. 2) In engerer Bedeutung, so fern nähen mit Nadel und
Faden zusammen fügen bedeutet, ist die Naht derjenige Ort, wo zwey Stücke auf
solche Art in die Länge zusammen gefüget worden. Eine Naht machen. Die Naht
auftrennen. Die Naht gehet auf, reißt auf. Das Kleid reißt aus allen Nähten.
Jemanden auf die Naht fühlen, ihn ausforschen, ingleichen, ihn auf die Probe
stellen, wo die Figur dunkel ist, wenn sie nicht mit den in Niedersachsen
üblichen R. A. auf die Naht (nähmlich der Geldtasche) greifen; aus der Naht
klauben, die letzten Pfennige in der Tasche zusammen suchen, kein Geld mehr
haben, zusammen hängt, so daß jemanden auf die Naht fühlen, eigentlich seinen
Vermögenszustand auszuforschen suchen bedeuten würde. Anm. Im Nieders. und Dän.
Naad. Es stammet unmittelbar von nähen ab, welches im Mittelworte bey dem
Ottfried ginat lautet, und wird daher richtiger Naht als Nath geschrieben.
Vermittelst dieses Zeitwortes hänget es mit Nodus, Nieth und Nuth genau
zusammen, welche in dem Begriffe der Verbindung insgesammt mit einander überein
kommen. [
425-426]