Nachlässig
, [
379-380] -er, -ste, adj. et adv. von
dem vorigen Zeitworte nachlassen, so fern es die Spannung vermindern, oder
vielmehr im Neutro, der Intension nach vermindert werden, bedeutet, nicht die
mögliche Kraft anwendend und in dieser Verabsäumung der Kraft gegründet. Es ist
indessen nur in engerer Bedeutung üblich, von der Verabsäumung der
pflichtmäßigen oder doch gehörigen möglichen Kraft. Nachlässig seyn. Sehr
nachlässig arbeiten. Ein nachlässiger Mensch, ein nachlässiger Arbeiter.
Nachlässig in seinem Amte, in seinem Berufe, in seinen Geschäften seyn, nicht
die gehörige Kraft, den gehörigen und möglichen Fleiß bey denselben anwenden.
Eine Sache sehr nachlässig betreiben. In weiterer Bedeutung, nicht die gehörige
und mögliche Sorgfalt oder Achtung anwendend. In seiner Kleidung nachlässig
seyn. Eine nachlässige Kleidung. Nachlässig aufgeschürzt. Nachlässig tanzen.
Man begegnete uns sehr nachlässig, wir wurden sehr nachlässig empfangen, nicht
mit der gehörigen und gewöhnlichen Achtung. Anm. Im Schwed. efterlaten, im
Isländ. epterlatur, im Oberdeutschen hinlässig und fahrlässig, welches
letztere, so fern es so viel als fahren bedeutet, mit nachlässig in der
Bedeutung wohl so ziemlich überein kommt. (
S. auch Vernachlässigen.) Unser lässig gehöret nur auf
eine entferntere Art hierher, indem es eigentlich eine körperliche Trägheit
oder Müdigkeit bezeichnet, welche denn freylich oft eine Quelle der
Nachlässigkeit ist.