Das Mutterkorn
, [
345-346] des -es, plur. die -körner, in
der Landwirthschaft, ein Nahme des unschädlichen Brandkornes, welches am
häufigsten den Rocken, zuweilen auch die Gerste trifft, und in langen,
schwarzen, oft krummen Körnern bestehet, welche ein weißes, zuweilen auch
bläuliches, widerlich süßes Mehl enthalten, und in nassen Jahren sehr häufig
unter dem Getreide wachsen. Bey dem Rocken heißen sie Mutterkorn, Kornmutter,
Rockmutter, Mehlmutter, das Martinskorn, Afterkorn, Hahnsporn, Todtenkopf u. s.
f. (
S. Brandkorn, wo mehrere Benennungen angeführet worden;)
bey der Gerste aber Muttergerste oder Gerstenmutter. Es wird so wohl collective
und ohne Plural, als auch von einzelnen Körnern gebraucht, in welchem letzern
Falle es auch von solchen ausgearteten Körnern unter der Gerste üblich ist.
Lat. Secale cornutum, Secale luxurians, Mater secalis, Orga, Clavis secalinus,
Franz. Ergot, Ble cornu, Engl. Spur. Wenn der Nahme Mutter diesen Körnern nicht
wegen ihrer Größe beygelegt worden, so gehöret er mit 2 Mutter, dicker
Bodensatz, ohne Zweifel zu dem Geschlechte des Wortes Moder, Nieders. Modder,
weil diese ausgearteten Körner eine Wirkung überflüssiger Nässe sind, und oft
selbst statt des Mehles eine weiche, schwammige, moderige Masse enthalten. Im
Holländischen heißt das Mutterkorn Miter.