Die Mühle
, [
301-302] plur. die -n. 1) Eine
Maschine, wo vermittelst eines Räderwerkes andere Körper gemahlen, d. i.
zermalmet, werden. Dergleichen sind die Kaffehmühle, die Hanfmühle, die
Senfmühle, die Mahlmühle oder Kornmühle, welche auch nur die Mühle schlechthin
genannt wird, und von welcher es wieder verschiedene Arten gibt, dergleichen
die Handmühle, die Roßmühle, die Windmühle, die Wassermühle, die Schiffmühle u.
s. f. sind. In weiterer Bedeutung werden auch andere ähnliche Räderwerke,
vermittelst deren Dinge zerschnitten, geschliffen, gestampfet, gewalket,
gebohret, abgewunden, gezwirnet u. s. f. werden, Mühlen genannt. Dahin gehören
die Bret-Schneide- oder Sägemühle, die Stampfmühle, die Lohmühle, die Lohe zu
stampfen die Papiermühle, die Lumpen durch Stampfen zu Papier zu bereiten, die
Schleifmühle, die Walkmühle, die Frisirmühle, die Tücher aufzukratzen, die
Gimfmühle, ein Dreyrad, die Gimfe rund zu drehen, die Schöpfmühle, Wasser damit
aus Teichen und Canälen zu schöpfen, die Bohrmühle, die Flintenläufe
auszubohren, die Zwirnmühle, viele Fäden zugleich zu zwirnen u. s. f. Indessen
gibt es ähnliche Maschinen dieser Art genug, von welchen der Nahme Mühle nicht
eingeführet ist. Dem Tuche die Mühle geben, bey den Tuchbereitern, es auf der
Walkmühle walken lassen. Das ist Wasser auf seine Mühle, das ist seinem
Verlangen, seinen Absichten über die Maßen gemäß; eine von den Wassermühlen
hergenommene Figur. Getreide zur Mühle, auf die Mühle, in die Mühle schicken,
damit es gemahlen werde. Auf den Mahl- oder Getreidemühlen wird auch ein
einzelner Gang derselben die Mühle genannt. Die Mühle stellen, bey den
Kornmühlen, den obern Mühlstein höher stellen. Die Mühle zusammen lassen, ihn
niedriger stellen. 2) In dem Mühlenspiele, hat man eine Mühle, wenn man drey
Steine in einer geraden Linie hat. Die Mühle zumachen, eben daselbst, durch
Einschiebung des dritten Steines eine gerade Linie bekommen. Seine Mühle
aufmachen, durch Wegnehmung des einen Steines die gerade Linie zerreißen. Die
Zwickmühle, eine solche Stellung der Steine, wo man durch Öffnung der einen
Mühle immer die andere schließen kann; wo die erste Hälfte aus zwey entstanden
zu seyn scheinet, eine gedoppelte Mühle zu bezeichnen, die es wirklich ist. Der
Grund der Benennung dieses ganzen Spieles ist mir unbekannt. Thom. Hyde in
seinem Buche de ludis Orientalium zeigt, daß dieses Spiel von den ältesten
Zeiten in der ganzen alten Welt bekannt gewesen, daß es im Oriente erfunden
worden, und daß schon Ovid darauf gezielet, wenn er in seinem Gedichte de arte
amandi sagt:
Parva tabella capit ternos utrinque lapillos, In qua vicisse,
est continuasse suos.
Anm. In der ersten Bedeutung im 12ten Jahrhunderts Moile, im
Schwabensp. Mulin, und noch in Schwaben und der Schweiz die Mühlin, und im
Plural die Mühlinen, im Nieders. Möle, im Dän. Molle, im Schwed. Mölla, ehedem
Mylna, im Isländ. Mylna, im Engl. Mill, im Angels. Mylen, im Franz. Meule,
Moulin, im Böhm. Mleyn, im Pohln. Mlyn, im Russ. Melne, im Finnländ. Mylly, im
Irländ. Mulinn, im Bretagnischen Meal, im Wallis. Melin, Milin, im Lat. Mola,
im Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ; alle
unmittelbar von mahlen, welches in vielen Mundarten auch mühlen und muhlen
lautet, und zwar entweder, so fern es im engsten figürlichen Verstande
zermalmen bedeutet, oder auch so fern es als das Frequentativum von mähen, sich
bewegen, in mehr eigentlicher Bedeutung, sich im Kreise bewegen, bezeichnet;
obgleich andere es seltsam genug von einem gewissen Griechen, Nahmens Mylas
ableiten, welcher zur Zeit in der Eroberung des gelobten Landes von den
Israeliten gelebt und die Mühlen erfunden haben soll. Daß in den Wörtern
Mühlenamt und Mühlenvogtey, so fern sie einen Bezirk um Bremen bezeichnen, die
erste Hälfte aus Mahl, eine gerichtliche Versammlung, ein Gerichtsbezirk,
verderbt ist, ist schon bey 2. Mahl angemerket worden.
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