Der Mist
, [
227-228] des -es, plur. car. ein Wort,
welches überhaupt einen vermischten Körper der schlechtesten verächtlichsten
Art bedeutet. 1. Im weitesten Verstande, wo es nur noch in einigen Fällen
üblich ist. So wird das Auskehricht in einigen Gegenden Stubenmist genannt. Der
Gassenkoth, ja ein jeder Koth führet im gemeinen Leben oft den Nahmen des
Mistes. Untaugliche Waaren und andere untaugliche Sachen werden oft aus
Verachtung nur Mist genannt, in welcher Bedeutung es zunächst von miß
abzustammen scheinet. 2. In engerer Bedeutung. 1) Der Koth von Menschen und
Thieren, die untauglichen Überbleibsel von den verdaueten Speisen; in welchem
Verstande es besonders im gemeinen Leben üblich ist, und alsdann von dem
natürlichen Auswurfe aller Thiere gebraucht wird. Menschenmist, Pferdemist,
Kuhmist, Schafmist, Taubenmist, Hühnermist, Schwalbenmist u. s. f. In der
Deutschen Bibel kommt es in dieser Bedeutung mehrmahls vor. 2) Der mit Stroh,
Laub oder ähnlichen Theilen des Pflanzenreiches vermischte Thierkoth, so fern
derselbe eine Art des Düngers ist, und zur Düngung des Erdreichs gebraucht
wird. Holz- oder Waldmist, dergleichen mit dem Kothe des Viehes vermischtes
Laub. Stroh zu Mist machen, es dem Viehe in dieser Absicht unterstreuen. Etwas
auf den Mist, in den Mist werfen. Der Hahn ist kühn auf seinem Miste. Das ist
nicht auf deinem Miste gewachsen, figürlich im gemeinen Leben, das hast du
nicht von dir selbst. In weiterer Bedeutung wird in einigen Gegenden, besonders
Niedersachsens, auch wohl ein jeder Dünger Mist genannt. 3. Figürlich, der
Nebel; eine nur in den gemeinen Sprecharten so wohl Ober- als
Nieder-Deutschlandes übliche Bedeutung.
Wie auch die Sonne glänzt, die auf den Mittag steht, Wodurch
der Wolken Dunst und schwarze Mist vergeht, Opitz.
Im Österreichischen in dieser Bedeutung die Misten, Nieders.
Mist, im Engl. und Holländ. gleichfalls Mist. Im Angels. ist Mist die
Dunkelheit. Anm. In der letzten Bedeutung gehöret auch das Engl. moist, feucht,
und unser moos, so fern es feucht bedeutet, gleichfalls dahin. In den beyden
engern Bedeutungen lautet es bey dem Notker Mist, in den Monseeischen Glossen
Misit, bey dem Ulphilas Maihst, im Nieders. Meß, im Angels. Meoz und Mixen, im
Engl. Mixen, Muck, im Schwed. Mock, im Isländ. Myk, welche letztern nur in der
Ableitungssylbe verschieden sind, daher auch die Lat. Mucus und Mucor, und das
Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , Rotz, dahin
gehören. Die meisten leiten unser Mist von dem Zeitworte mästen ab, weil es
nicht nur die Überbleibsel der Mast, d. i. der Speise, sondern auch die Mast,
d. i. den Dünger, des Ackers bedeutet. Allein diese Ableitung ist allem Ansehen
nach zu gesucht, ob sie gleich der wahre Stamm schwerlich mit überwiegender
Wahr- scheinlichkeit bestimmen lässet, weil die erste ursprüngliche Bedeutung
dieses alten Wortes unbekannt ist. So lange diese nicht aufgefunden wird, haben
miß, mischen, Moos und Makel ein beynahe gleiches Recht auf dasselbe. In
einigen Gegenden ist es weiblichen Geschlechtes, die Mist.
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