* Die Minne
, [
215-216] plur. car. ein veraltetes
Wort, welches ehedem die Liebe bedeutete, und von der Liebe aller Art gebraucht
wurde. Der heilig geyst entzündet den Menschen zu gotes Minne und zu des
nächsten Liebe, im Buche der Natur, Augsb. 1483. Von welcher Art der Liebe es,
so wie das Zeitwort minnen, lieben, so wohl bey dem Ottfried, als den
Schwäbischen Dichtern häufig vorkommt, die es auch für Freundschaft gebrauchen.
Von der Liebe gegen das andere Geschlecht wird es bey den Dichtern des mittlern
Zeitalters freylich sehr häufig gefunden; allein, daraus folget noch nicht, daß
es, wie ein neuer Schriftsteller behauptet, auf diese allein eingeschränket
gewesen, indem man sich durch ein Paar Blicke in der gleichen Schriftsteller
von dem Gegentheil überzeugen kann. Da man dieses Wort endlich sehr häufig von
der fleischlichen Vermischung gebrauchte, um einen anstößigen Gegenstand durch
ein unschuldiges Wort auszudrucken, so machte vermuthlich dieser Mißbrauch, daß
es mit allen seinen Ableitungen nach und nach verächtlich wurde, und endlich
gar veraltete. Im Holländ. ist es indessen noch jetzt üblich. Das Zeitwort
minnen, lieben, und figürlich küssen, ist allem Ansehen nach das Intensivum von
meinen, so fern es ehedem günstig seyn, wohl wollen, bedeutete, (
S. Meinen.) Das Hauptwort Minne ist das Abstractum
davon. Das Franz. Mignon, ein Liebling, stammet gleichfalls daher. Im Nieders.
pflegen die kleinen Kinder ihre Ammen und Wärterinnen noch Minne zu nennen.
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