Lüstern
Lüstern,
[
2135-2136] -er, -ste, adj. et adv. 1)
Einen merklichen Grad des sinnlichen Verlangens nach etwas empfindend, und
darin gegründet. Lüstern seyn, werden. Nach etwas lüstern seyn.
Was auch der Pöbel weiß, kann mich nicht lüstern machen, Ein
philosophisch Aug' ergetzen hohe Sachen, Haged.
Am häufigsten von einem ungeordneten sinnlichen Verlangen.
Schwangere Weiber werden lüstern, wenn sie ein ungewöhnliches Verlangen nach
gewissen Dingen bekommen. Das Volk war lüstern worden - und sprachen, wer will
uns Fleisch zu essen geben? 4 Mos 11, 4. Und sie wurden lüstern in der Wüsten,
Ps. 106, 14. David ward lüstern nach dem Wasser zu Bethlehem, 2 Sam. 23, 15.
Wachteln, nach welchen sie lüstern waren, Weish. 16, 2, 3. Nach Beute lüstern
seyn, Raml.
Ein Esel mochte lüstern seyn, Und wollt' auf öffentlichen
Gassen Sein lieblich Stimmchen hören lassen, Gell. Und hängt voll lüsterner
Begier Bloß seinen Freuden nach, Weiße.
2) Einen merklichen Grad des sinnlichen Verlangens erweckend
und unterhaltend; in der höhern Schreibart.
Bald laden zu lüsternen Tänzen Mich meine Gespielinnen ein,
Weiße.
Anm. Die Endung ern ist wie bey dem vorigen Zeitworte das
Zeichen eines Iterativi oder Intensivi; weil selbige aber an Bey- und
Nebenwörtern selten ist, so scheinet lüstern für das Mittelwort lüsternd zu
stehen, zumahl da dieses in manchen Mundarten noch häufig anstatt des Beywortes
gebraucht wird. [
2137-2138]