Lüften
Lüften,
[
2123-2124] verb. reg. act. 1) Von Luft,
aer, an die frische Luft stellen, ingleichen einem Dinge den Zugang der
frischen Luft verschaffen. Das Getreide lüften, durch Umstechung der frischen
Luft den Zutritt verstatten. Die Kleider, die Betten lüften, sie von der
frischen Luft durchziehen lassen. Die Bäume lüften, bey den Gärtnern, das
Erdreich an der Wurzel aufgraben, damit die äußere Luft hinzu dringen könne.
S. auch Auslüften. 2) Von Luft, so fern der Begriff der
Höhe der herrschende ist, bedeutet lüften heben.
So die lerche luiffet ir gedöne Das ir schal uf dur die wolken
dringet, Graf Conrad von Kirchberg,
für erhebet. In dieser Bedeutung kommt es nur noch in einigen
Fällen des gemeinen Lebens vor. Einen Stein lüften, ihn aus seinem Lager heben.
Ein Faß lüften, es hinten aufheben.
Von reiner Gluth belebt, Die sich zu lüften strebt, Klopft es
(mein Herz) und hüpft und bebt, Weiße in Lottchen am Hofe.
So auch die Lüftung. Anm. In dieser zweyten Bedeutung lautet
es im Niedersächs. lüften, im Engl. to lift, im Schwed. lyfta, im Dän. lofte,
im Isländ. lopta, im Ital. und Latein. levare, Franz. lever. Im Oberdeutschen
ist dafür lupfen üblich. Jemanden aus dem Sattel lupfen, Murstisen. Die Thore
aus den Angeln lupfen, Stumpf. Mit dem Podagra behaftete Personen, welche man
lupfen und tragen muß, Bluntschli. Ja bey dem Pictorius ist ein Lupf zu Ehren
gar Promotio ad gradum honoris. Im Nieders. sagt man für lüften auch lichten,
welches die Verwandtschaft zwischen Luft und leicht noch mehr beweiset. (Siehe
Lichten und Schlupfen.) Man hat noch ein anderes gleichfalls verwandtes Wort,
welches im Oberdeutschen leuchten, im Niedersächs. aber luken lautet, und
ziehen bedeutet.
S. Schleichen, mit welchem es verwandt ist.