Das Los
Das Los,
[
2099-2100] des -es, plur. die -e. 1. Ein
Stab, Zettel, oder jedes körperliches Ding, vermittelst dessen von dem
Ungefähre bestimmten Veränderung Dinge ausgetheilet, und ungewisse oder
streitige Sachen entschieden werden. Das Los über etwas werfen, wo das
Hauptwort so wohl kleine Stäbe, die ältesten Werkzeuge dieser Art, als auch
Würfel bedeuten kann. Ein Los in der Lotterie, das Lotterie-Los. Ein Los
nehmen, kaufen. Mein Los hat gewonnen. 2. Der auf solche Art durch das Ungefähr
bestimmte Antheil. 1) Eigentlich, wo es doch in Lotterien und ähnlichen
Glücksspielen nicht, wohl aber in andern Arten zu losen üblich ist. Wenn
Waaren, Beute u. s. f. durch das Los ausgetheilet werden sollen, so werden die
Theile, welche durch das Ungefähr ihren Herren bekommen sollen, Lose genannt.
2) Figürlich, besonders in der höhern Schreibart, das Eigenthum einer Sache,
jedes Schicksal, so fern man dasselbe nicht unmittelbar sich selbst zu
verdanken hat; ohne Plural. Das glücklichste Los des Reichthums, der Hoheit und
Ehre ist unbeständig, Gell. Selbstbetrug und Thorheit sind der Menschen Los,
Zimmermann. Kümmerniß und Qual ist das gewöhnliche Los der Menschen.
Der Weise hat ein Los das seinen Werth entscheidet,
Verdienste, wo er gilt und Unschuld, wo er leidet, Hag.
3. Die Wahl oder Entscheidung einer Sache durch das Ungefähr;
ohne Plural. 1) Eigentlich. Etwas dem Lose überlassen, es durch das Los
entscheiden. Das Loos stillet den Haber, Sprichw. 18, 18. 2) Figürlich, das
Schicksal, das Ungefähr, in der höhern Schreibart. Wenn das Los der
Sterblichkeit diese Bitte nicht fruchtlos macht. Anm. Bey dem Ottfried so wohl
ther Loz, als auch thie Loza, im Tatian Lozze, im Pohln. und Böhm. Los. Die
meisten andern Sprachen und Mundarten haben statt des Zischlautes das verwandte
t, bey dem Ulphilas Hlauts, Niedersächs. Laut, Lott, Angels. Hlot, Hlyt, Engl.
Lot, Dän. Lodt, Schwed. Lott, Isländ. Lut, Hlut, Ital. Lotto, Franz. Lot. im
Bretagnischen Laut, Laot. Der Begriff des Zufalles oder Zufallens scheinet in
diesem Worte der herrschende zu seyn, so daß es zu denjenigen Wörtern gehören
würde, welche eine geschwinde Bewegung bezeichnen, dergleichen plötzlich,
Fleiß, leicht, flattern u. s. f. sind. Im Schwed. ist ljuta so wohl bekommen,
als auch geschehen, sich zutragen, welches aber von Lut, Lott, das Los,
abgeleitet wird. Da indessen die Stäbe die ältesten Werkzeuge des Losens waren,
und auch das besonders im Niederdeutschen übliche Kabel, das Los, allem Ansehen
nach von Kafel, ein Stab, abstammet, so stehet es dahin, ob unser Los nicht auf
ähnliche Art von Leiste, Latte, Lode u. s. f. welche insgesammt einen langen
dünnen Körper bedeuten, entstanden seyn könne. (
S. Losen.) Erst in den neuern Zeiten hat man angefangen
dieses Wort Loos zu schreiben, um es von dem folgenden Beyworte los zu
unterscheiden. Allein, diese Art des Unterschiedes ist schon längst für unnütz
und thöricht erkläret worden; über dies ist die Verdoppelung der Selbstlauter
nur in wenig Fällen zu empfehlen. Der folgende einfache Mitlaut s sichert die
Dehnung des vorher gehenden o hinlänglich, so daß keine Verdoppelung nöthig
ist. [
2101-2102]