Der Lohn
Der Lohn,
[
2095-2096] des -es, plur. car. 1) In der
weitesten Bedeutung, das Gute, welches einem andern um seines Verhaltens willen
erzeiget wird; eine nur noch im gemeinen Leben und in der biblischen Schreibart
übliche Bedeutung, wofür in der anständigern Sprechart Belohnung gangbarer ist.
Fürchte dich nicht Abram, ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn, 1 Mos.
15, 1. Was gibt mir aber Gott zu Lohn von oben? Hiob 31, 2. Sie haben ihren
Lohn dahin, Matth. 6, 2. Ich komme, und mein Lohn mit mir, Offenb. 22, 12. Und
so in andern Stellen mehr. In noch weiterer Bedeutung auch das Übel, welches
jemanden um seines vorher gegangenen unrechtmäßigen Verhaltens willen zugefüget
wird; nur in der harten Schreibart. Er wird ihnen (den Gottlosen) ein Wetter
zum Lohn geben, Ps. 11, 6. Das ist der Lohn eines gottlosen Menschen bey Gott,
Hiob 20, 29. Das ist der Lohn unserer Räuber, Es. 17, 14. Von einem bestraften
Verbrecher sagt man, er habe seinen verdienten Lohn bekommen. 2) In engerer
Bedeutung, das Gute, welches einem andern für seine geleisteten Dienste
erzeiget wird; gleichfalls nur im gemeinen Leben, und in der harten Schreibart,
für Belohnung, Vergeltung, Besoldung u. s. f. Der verdiente Lohn, wenn der
andere vorher zu diesen Diensten nicht verbunden gewesen, im Gegensatze des
doch nur in der Theologie üblichen Gnadenlohnes. Undank ist der Welt Lohn. Der
Arztlohn, die Arztgebühren. Willt du meinen Sohn geleiten, so will ich dir
deinen Lohn geben, Tob. 5, 15. Die Ältesten der Moabiten hatten den Lohn des
Wahrsagers (für den Bileam,) in ihren Händen, 7 Mos. 22, 7. 3) In der engsten
und gewöhnlichsten Bedeutung bezeichnet Lohn nur die gehörige Vergeltung einer
Handarbeit, zu welcher der andere nicht verbunden gewesen. So bekommen das
Gesinde, Tagelöhner, Fuhrleute, und in der harten Schreibart auch Handwerker u.
s. f. für die körperlichen Dienste, welche sie uns leisten Lohn. Um Lohn
dienen, arbeiten. Dem Gesinde seinen Lohn geben. Die Fracht ist hoch im Lohne,
der Fuhrmann fordert viel Fracht. Um den Lohn eins werden. Jemanden Lohn und
Brot geben, ihn in seinem Dienste haben. Ein Arbeiter ist seines Lohnes werth.
Anm. 1. Im gemeinen Leben kennt man auch den Plural die Löhne, theils von dem
Lohne mehrer Individuen, theils auch von mehrern Summen dieser Art; allein in
der anständigen Schreibart wird er billig vermieden. In Ansehung des
Geschlechtes sind die Deutschen Mundarten sehr unbeständig. Im Hoch- und
Oberdeutschen ist das männliche das gewöhnlichste, im Niederdeutschen aber das
ungewisse. Doch höret man in den erstern auch oft das Lohn. Und das Lohn deiner
Knechte will ich dir geben, 1 Kön. 5, 6; ungeachtet Luther in den meisten
übrigen Fällen das männliche gebraucht. Wenn ich sie, ehe das Jahr um ist,
fortjage, so muß ich ihr das ganze Lohn bezahlen, Gell.
Ein jeder Held hat schon sein Lohn hinweg genommen, Opitz;
welcher diesem Worte bald das männliche, bald das ungewisse
Geschlecht gibt. Diese Unbeständigkeit hat sich auch in den Zusammensetzungen
eingeschlichen. Im Hochdeutschen sagt man am häufigsten der Arbeitslohn, der
Gnadenlohn, der Hütherlohn, der Leserlohn, der Dienstlohn u. s. f. hingegen das
Bothenlohn, das Gesindelohn, das Wochenlohn, das Fuhrlohn, das Macherlohn, das
Druckerlohn u. s. f. ob es gleich besser wäre, alle diese Wörter im männlichen
zu gebrauchen. In dem 2ten Th. der Schriften der Anhaltischen Deutschen
Gesellschaft thut S. 321 jemand den Vorschlag, in der ersten allgemeinsten
Bedeutung der Lohn und in den beyden übrigen das Lohn zu sagen. Allein diese
seltsame Begierde, die einzelnen Bedeutungen der Wörter durch Geschlechter und
Schreibearten zu unterscheiden, hat in unsern Tagen zum Glücke allen Beyfall
verloren. Anm. 2. Dieses alte Wort lautet schon bey dem Kero Loon, welcher
Itloon von einer jeden Vergeltung gebraucht, bey dem Ottfried Lon, bey dem
Ulphilas Laun, im Angels. Lean, Hlaen, im Dän. Lon, im Schwed. Lön, im Isländ.
Laun, Es bedeutet eigentlich eine Gabe, alles, was gegeben wird, und ist mit
Lehen, leihen und lehnen sehr genau verwandt.
S. diese Wörter. [
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