Das Loch
Das Loch,
[
2085-2086] des -es, plur. die Löcher,
Diminut. das Löchelchen, im Plural auch die Löcherchen, Oberd. Löchlein. 1) In
der gewöhnlichsten Bedeutung, eine jede Öffnung in und durch einen Körper, sie
sey regulär oder irregulär, durch die Kunst gemacht oder nicht, wo es doch
durch den Gebrauch auf mancherley Art eingeschränket worden. Da die meisten
Öffnungen dieser Art eigene Rahmen haben, indem sie an den thierischen Körpern
zum Essen, Sehen, Hören, Mund, Auge, Ohr, in den Gebäuden zur Einlassung des
Tagelichtes Fenster, zum Aus- und Eingehen Thüren u. s. f. heißen, so wird Loch
nur von solchen Öffnungen gebraucht, welche mit keinem eigenen Nahmen versehen
sind, wo es aber durch einen Beypaß näher bestimmt werden muß. Das Nasenloch,
Luftloch, Rauchloch, Schweißloch, Flötenloch, Zapfenloch, Ofenloch, Kellerloch,
Mundloch, Flugloch, Schlüsselloch, Zündloch, Wurmloch, Mäuseloch u. s. f.
welche Beysätze auch weggelassen werden, wenn keine Mißdeutung zu besorgen ist.
Ein Loch in das Eis hauen. Ein Loch in die Wand schlagen. Löcher in die Erde
machen. Am häufigsten von gebohrten, gestochenen, mit einem Eisen geschlagenen
kleinen Öffnungen. Löcher in ein Bret bohren. Ein Loch mit der Nadel stechen.
Löcher in das Blech schlagen. Ein rundes, vierecktes Loch. Besonders gebraucht
man es von fehlerhaften Öffnungen. Sich ein Loch in den Kopf fallen. Sich ein
Loch schneiden. Löcher in den Füßen haben. Ein Loch in dem Kleide, in dem
Tuche. Sich ein Loch in den Rock reißen. Überhaupt ist es in den meisten
Fällen, außer wo kein anderer Ausdruck vorhanden ist, nur im gemeinen Leben
üblich, wo man es auch aus Verachtung von Öffnungen zu gebrauchen pflegt,
welche sonst unter andern Nahmen bekannt sind. So wird eine Grube, eine Höhle,
ein enges dunkles Zimmer, ein Gefängniß u. s. f. auch Verachtung oft ein Loch
genannt. Da sandte Pharao hin und ließ Joseph rufen, und ließen ihn eilend aus
dem Loche, 1 Mos. 41, 14, aus dem Gefängnisse. Wohin auch die figürlichen R. A.
gehören, ein Loch auf- das andere zumachen, Schulden mit Schulden bezahlen. Dem
Prozesse, dem Kriege ein Loch machen, ihm einen Ausgang verschaffen. Der Krieg,
die Sache bekommt ein Loch, eine Veränderung, welche ihre Endschaft nach sich
ziehet. Nun steh ja, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat, mache dich fort,
mache dich aus dem Staube. Sehr niedrig aber ist, auf dem letzten Loche
pfeifen, in den letzten Zügen liegen, auch wohl überhaupt, auf das Äußerste
gebracht seyn. Eine Gasse, welche keinen Ausgang hat, wird in mehrern Städten
ein Loch genannt. 2) In einigen Niedersächsischen Gegenden, z. B. im
Braunschweigischen, ist das Loch ein Maß trockner Dinge, welches der Metze
andrer Gegenden ähnlich zu seyn scheinet. So hält da selbst ein Wispel 640, ein
Himten 16, und ein Vierfaß 4 Löcher. (
S. auch Lof.) Im mittlern Lat. ist Lochea ein Löffel.
Anm. In der ersten Bedeutung bey dem Kero, Ottfried, Notker u. s. f. Lohh,
Loch, Luag, bey dem Hornegk Lug, im Nieders. Lock, bey den Krainerischen Wenden
Lukna, im Lappländ. Luko, im Ungar. Lyuk. Im Pohln. ist Loch eine Höhle. Es
gehöret zu dem Geschlechte der Wörter Lücke, Locus, Lacuna, Lache, lege,
niedrig, liegen u. s. f. und bedeutet eigentlich einen tiefen, vertieften,
niedrigen Ort, eine Höhle, Öffnung, hohlen Raum, hohles Verhältniß u. s. f.
Kero nennt die Zellen in einem Kloster Pilohhir in monastre. Übrigens ist für
Loch im Nieders. auch Holl, von hohl, Höhle, und Slop, von schlupfen, üblich.
S. auch Lof. [
2085-2086]