Der Liebreitz
Der Liebreitz,
[
2063-2064] des -es, plur. die -e, ein
angenehmer Reitz, von lieb, so fern es in der ersten passiven Bedeutung so viel
als angenehm ist, oder vielmehr von dem Hauptworte Liebe, zur Liebe reitzend,
eine Eigenschaft, eine Fertigkeit, welche fähig ist, Liebe in andern zu
erwecken. Der Liebreitz der Tugend. Ihr anmuthsvollen Kinder, mit jedem
Liebreitz der Mutter geschmückt, Geßn. Wo das Herz bescheiden ist, da theilt es
unsern äußerlichen Handlungen den der Bescheidenheit eigenen Liebreitz
unbemerkt in allen Fällen mit, Gell.
Der Liebreitz, der uns früh verbunden, Haged. Die thränenden
Augen, die keschende Brust, Entkräften den Liebreitz, verscheuchen die Lust,
ebend.
So richtig dieses Wort auch zusammen gesetzt ist, so klebt
demselben doch immer etwas Widriges an, vermuthlich, weil es von den Dichtern
der vorigen Zeiten so sehr gemißbraucht worden. Über dieß sagt das kürzere
Reitz in engerer Bedeutung eben dasselbe, und wird daher auch lieber und
häufiger für jenes gebraucht.