- Ley
- Ley,
[
2041-2042] ein für sich allein veraltetes
Wort, welches ehedem ein Hauptwort weiblichen Geschlechtes war, und eigentlich
den Weg, figürlich aber auch die Art, Gattung, des Geschlecht, bedeutete, und
im Oberdeutschen ehedem auch Lige, Leige lautete, und zum Theil noch lautet.
Aller leige, von aller Art, bey einem der Schwäbischen Dichter. Jetzt ist es
nur noch in der Zusammensetzung mit verschiedenen Bey- und Fürwörtern üblich,
neue Beywörter daraus zu bilden, welche aber indeclinabel sind, und auf keine
Art verändert werden können. Die Wörter, welche diese Zusammensetzung leiden,
sind alle Zahlwörter und einige Fürwörter, oder den Fürwörtern ähnliche
Beywörter. Alle diese müssen, wenn sie das ley annehmen sollen, in der zweyten
weiblichen Endung stehen; nicht, als wenn, wie Frisch glaubt, ein weibliches
Hauptwort, Art, Gattung u. s. f. darunter verstanden würde, sondern, weil Ley
selbst ein eigentliches Hauptwort weiblichen Geschlechtes ist. Wie man nun
sagt, das sind Dinge aller Art, d. i. von aller Art, ohne ein anderes Hauptwort
darunter zu verstehen, so sagte man ehedem auch, das sind aller Ley Dinge, oder
jetzt zusammen gezogen allerley Dinge; woraus zugleich erhellet, warum die aus
dieser Zusammensetzung entstehenden Wörter ihrer Natur nach indeclinabel sind.
Die Wörter, welche diese Zusammensetzung leiden, sind 1) Zahlwörter. Einerley,
von Einer Art, zweyerley, beyderley, dreyerley. Ja es lassen sich nicht nur die
declinabeln Zahlwörter auf diese Art verändern, sondern auch die indeclinabeln;
doch müssen sie vorher die Sylbe er annehmen, und dadurch gleichsam zu
weiblichen Beywörtern der zweyten Endung gemacht werden. Sechserley Geld, sechs
verschiedene Arten Geldes. Achterley Leute. Zwanzigerley Sachen. Hunderterley
unter einander. Tausenderley Dinge. Im Oberdeutschen sagt man auch anderley,
für von andrer Art, welches aber im Hochdeutschen nicht üblich ist. 2)
Fürwörter, oder Fürwörtern ähnliche Beywörter, doch nur einige. Diese sind im
Hochdeutschen all, kein, viel und manch; allerley, keinerley, vielerley,
mancherley. Im Oberdeutschen hat man deren weit mehrere; derley, für
dergleichen, welcherley, solcherley, jederley von dieser Waare, Logau,
waserley, dieserley, der selberley Dunst, Buch der Natur 1483, einicherley im
Theuerdank, für von irgend einer Art, meinerley, deinerley, seinerley u. s. f.
Kaisersberg. Würme, die du in dir hast, sind nicht deinerley, ebend sind nicht
von deiner Art. Anm. Dieses veraltete Hauptwort Leige und zusammen gezogen Ley,
Holländ. gleichfalls Ley, (wo das y das Andenken des stärkern Hauches erhält,)
ist noch im Schwed. gangbar, wo es Led lautet, und nicht nur eigentlich den
Weg, (
S. Lege, Legen und Leiten) sondern auch figürlich die
Art, Gattung, das Geschlecht, bedeutet. Annorledes ist daselbst anderley, auf
andere Art, alleleds allerley, mangaleds mancherley. (
S. Geschlecht und Schlachten,) Arten, welche gleichfalls
damit verwandt sind. Ehedem gebrauchte man statt dieser Sylbe auch Hand,
welches sich noch in allerhand für allerley erhalten hat, ehedem aber in allen
den Fällen üblich war, wo man jetzt ley anhänget, welches in dieser Art des
Gebrauches neuer ist als jenes. [
2043-2044]