Der Lenz
Der Lenz,
[
2029-2030] des -es, plur. die -e, eine
nur in den Höhern und dichterischen Schreibart der Hochdeutschen übliche
Benennung des Frühlinges. Das Wasser Tigris gehet im Lenzen (Lenze) über, Sir.
24, 35. Wie eine schöne Rose im Lenzen, (Lenze,) Kap. 50, 8.
So schön kann nie Die Flur im Lenze prangen, Weiße.
Anm. Schon bey den Notker ther Lenzen, welche Oberdeutsche
Form noch in der Deutschen Bibel üblich ist, im Holländ. Lent, in der Schweiz
mit vorgesetztem Gaumenlaute Glenz, im Schwed. hingegen ohne n und Zischlaut
Lading. Marschall und Frisch leiten es von lang ab, weil die Tage im Lenze
anfangen länger zu werden, andere von Glanz, weil der April bey den Hebräern
aus eben dieser Ursache -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image -
und bey den Chaldäern und Arabern ä heißt, beyde von Stammwörtern, welche
glänzen bedeuten. Mit mehrerm Rechte leitet man unser Lenz von dem
Oberdeutschen Leinen, aufthauen, lau werden, her, (
S. dieses Wort.) das Bey- und Nebenwort lenzisch,
welches Gleim gebraucht,
Singend wünsch ich auch, o Freund, Lenzisches Vergnügen,
ist ganz ungewöhnlich und wegen der Ableitungssylbe isch
niedrig.