Leichtfertig
Leichtfertig,
[
2003-2004] -er, -ste, adj. et adv. 1. *
Eigentlich, eine leichte Bewegung habend, sich ohne Mühe, ohne Anstrengung
schnell bewegend; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, in welcher es noch
im Niedersächsischen üblich ist. Ein leichtfertiger Gang, ein hurtiger,
geschwinder Gang. Leichtfertig zu Fuße seyn, leicht, hurtig. Die Arbeit geht
ihm so leichtfertig von der Hand, so hurtig. Der leichtfertig ist zu glauben,
leichtgläubig, im Buche der Weisen, 1501. Vermuthlich hatte Luther diese
Bedeutung im Sinne, wenn er 1 Mos. 49, 4 setzte: Er (Ruben) fuhr leichtfertig
dahin, wie Wasser; wo es bey Michaelis heißt; du bist rasend und unsinnig
geworden. 2. Figürlich. 1) * Leicht, was wenig Mühe und Anstrengung erfordert;
eine im Hochdeutschen gleichfalls veraltete Bedeutung. Im Niedersächsischen
sagt man noch, die Arbeit ist leichtfertig anzusehen, leicht u. s. f. Und
Frisch führet aus Ryffs Spiegel der Gesundheit die Stelle an: Die
leichtfertigste (leichteste, bequemste) Übung ist, das wir je derweilen
sänftiglichen erspazieren 2) * Unbesonnen, unbedachtsam, verschnell; ein
gleichfalls veralteter Gebrauch. Siehe ich bin zu leichtfertig gewest, was soll
ich dir antworten? Hiob. 39, 34. Wer bald glaubt, ist leichtfertig, Sir. 19, 4.
3) * Leichtsinnig; welche Bedeutung gleichfalls nicht mehr üblich ist.
Abimelech bestellte leichtfertige Leute, Richt. 9, 4; wo das im Hebräischen
befindliche Wort, Hrn. Stosches Versicherung zu Folge, leichtsinnig bedeutet.
Sie schwören leichtfertig falschen Eid, Weish. 14, 28. Erwöhne deinen Mund
nicht zu leichtfertigen schwören, Sir. 23, 17. 4) Fertigkeit besitzend, mit
Fleiß Böses zu thun, andern mit Vorsatz und ungereitzt Schaden zuzufügen,
boshaft; in welchem Verstande es nur noch zuweilen in der Sprache der Gerichte
üblich ist. Ihre Propheten sind leichtfertig und Verächter, Zephanja 3, 4; wenn
anders hier nicht auch die vorige Bedeutung Statt findet. 5) Im gewöhnlichsten
Verstande, geneigt, Fertigkeit besitzend, einem andern mit Vorsatz und ohne
dazu bekommende Reitzung einen Possen zu spielen, und darin gegründet; so daß
der verhaßte Nebenbegriff der vorigen Bedeutung verschwindet. Ein
leichtfertiger Mensch. Ein leichtfertiger Streich. Anm. Im Nieders. lichtvarig,
im Dän. lätfärdig, im Sched. lättferdig. Es ist unnöthig, dieses Wort mit
Grammen und Ihren von dem Angels. Ferhth, das Gemüth, (im Deutschen bedeutete
Ferch ehedem das Leben, das Blut, Siehe 2. Ferch,) abzuleiten; indem aus der
ersten eigentlichen Bedeutung zur Gnüge erhellet, daß die letzte Hälfte dieses
Wortes unser fertig, von fahren, ist, so fern dasselbe im weitesten Verstande
eine jede schnelle Bewegung bedeutet. [
2005-2006]