2. Die Leiche
2. Die Leiche,
[
1999-2000] plur. die -n, ein Wort,
welches ehedem in einem weitern Umfange der Bedeutung gebraucht wurde als
jetzt. Es bedeutete. 1. * Fleisch, die fleischigen muskulösen Theile des
thierischen Körpers. In diesem Verstande lautet es im Isidor, selbst in der
figürlichen biblischen Bedeutung, Liihhe, bey dem Ulphilas Leik, im
Finnländischen noch jetzt Liha, im Wallach. Leike, und schon im Arab. Lachma.
Im Deutschen ist es in diesem Verstande veraltet, außer daß noch Leichdorn, und
das Nieders. Likteken, Fries. Licklaven, eine Narbe, das Andeuten derselben
erhält. Aus eben dieser Ursache heißt der Krebs im Schwed. Likmask, der Aussatz
im Isländ. Likthraa, und ein Aussätziger im Angels. Lic-throvere. 2. * Der
menschliche Leib oder Körper, er sey todt oder lebendig; eine gleichfalls
veraltete Bedeutung, in welcher Lichi noch bey dem Ottfried Liche bey dem
Notker, Leik bey dem Ulphilas, und Lic im Angelsächsischen vorkommen. Eine
Leiche in der heutigen Bedeutung pflegte man alsdann eine todte Leiche zu
nennen. 3. In engerer Bedeutung, der Körper eines verstorbenen Menschen, ehedem
in dem weitesten Verstande, dessen dieses Wort nur fähig ist; daher die Leiber
der verstorbenen Heiligen in den Gräbern im Angels. Leika heißen. Jetzt
gebraucht man es im Deutschen nur, wie schon Herr Stosch bemerket im engern
Verstande von dem Körper eines Verstorbenen vor seiner Beerdigung, von einem
todte Körper, so fern er beerdiget werden soll; und zwar 1) eigentlich. Eine
Leiche im Hause haben. Er war so blaß wie eine Leiche. Das Schlachtfeld liegt
voller Leichen. Die Leiche beschicken, ankleiden u. s. f. Mit dr Leiche gehen,
nähmlich zu Grabe. Die Leiche begleiten, sie zum Grabe begleiten. Die Nadler
pflegen, vermuthlich im Scherze, die mißrathenen Nadelköpfe, und die
Schriftsetzer ausgelassene Stellen, Leichen zu nennen. 2) Figürlich, das
Leichenbegängniß, eine nur in einigen Gegenden übliche Bedeutung. Eine Leiche
anstellen, halten. Doch sagt man auch im Hochdeutschen, zur Leiche bitten, zum
Leichenbegängnisse. Zur Leiche gehen. Eine vornehme Leiche, ein vornehmes
Leichenbegängniß. Anm. Es scheinet zunächst die weiche Beschaffenheit des
Fleisches auszudrucken, und mit diesem Worte Eines Geschlechtes zu seyn,
welches allem Ansehen nach nur durch Vorsetzung des Blaselautes daraus gebildet
worden.
S. auch Leichnam.