Leer
Leer,
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1967-1968] -er, -ste, adj. et adv.
unausgefüllt, unbesetzt. 1. Eigentlich. 1) Im eigentlichsten Verstande
vielleicht, von hohlen Räumen und allen Gefäßen. Ein leerer Krug, ein leeres
Faß, ein leerer Beutel. Das Glas ist leer. Eine leere Nuß, welche keinen Kern
hat. Die Stadt wird von Menschen leer. Das ganze Haus stehet leer, unbewohnt.
Eine Stube leer machen, die Dinge, welche sie anfüllen, ausräumen. Leeres Stroh
dreschen, welches keine Körner enthält; ingleichen figürlich, eine vergebliche
Arbeit thun. Ein leerer Raum, das Leere, im schärfsten Verstande, in welchem
sich gar keine Körper, folglich auch keine Luft oder Lichttheilchen befinden.
Leere Taschen haben. Mit leeren Händen kommen, ohne Geld, ohne Geschenke. Auch
mit allein leer kommen, leer weggehen, d. i. mit leeren Händen. Leer bey etwas
ausgeben, nichts bekommen. Ein leerer Magen, ein hungeriger. Bey einem leeren
Magen kann sichs unmöglich lieben, Rab. 2) Von ebnen Flächen, mit keinen andern
Dingen besetzt, ledig. Ein leerer Wagen. Der Wagen fähret leer wieder zurück.
Die Erde war wüste und leer, 1 Mos. 1, 2. Ein leeres, unbeschriebenes, Papier.
Einen leeren Platz lassen. Den Tisch leer machen. Es ist kein Platz mehr leer.
Der Stuhl steht leer. 2. Figürlich in einigen besondern Fällen. 1) Von
Wissenschaften oder nützlichen Kenntnissen leer. Ein leerer Kopf, auch ein
solcher Mensch. Der leerste Kopf in der ganzen Stadt. 2) Leer von nährender
Kraft. Krebse sind eine leere Speise. Es schmeckt so leer, so kraftlos. 3) Leer
von Wirkung, von Nachdruck. Ein leerer Schall, der keine Bedeutung hat;
ingleichen der keine Wirkung hat. Leere Worte, ohne Empfindung, ohne Kraft,
ohne Wirkung. Leere Versprechungen. Leere Drohungen. Das Wort soll nicht leer
wiederkommen, Es. 55, 11. 4) Leer von Gründlichkeit. Leere Besuche. Eine leere
Pracht, ein leeres Gepränge. Der Stolze würde trostlos seyn, wenn die Welt das
leere Schattenspiel seines Hochmuthes sähe, Gell. 5) Leer von Empfindungen. Wer
ist der, von dem er spricht, daß er meine Liebe hätte? Kann er meinem leeren
Herzen so etwas zutrauen? 6) Seines Besitzers beraubt. Es ist keine Stelle in
dem Collegio leer. In andern Fällen ist dafür ledig üblich. 7) Leer von
Geschäften. Leere Stunden, die uns unser Stand und Beruf frey läßt, Gell. Das
Leere der Zeit ausfüllen. 8) Ein leerer Monath, in der Zeitrechnung, ein
Mondenmonath, welcher 29 Tage hat. Anm. Im Oberd. lär und in einigen Gegenden
lar, bey dem Notker lare, im Angels. gelaer, im Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - . [
1967-1968]