Lauschen
Lauschen,
[
1943-1944] verb. reg. neutr. mit den
Hülfswörtern haben und seyn. 1) Horchen, in der vertraulichen so wohl als edlen
Schreibart, und mit dem Hülfsworte haben. An der Thür stehen und lauschen.
Der Enkel hab' ein lauschend Ohr Und sieh' und gaff' uns an,
Gleim. Das Volk der Lust Lauscht auf ihr Lied, versteckt in dunkles Laub; Die
kleine Lalage lauscht auch darauf,
Kleist nach Hrn. Stosch Anführung. 2) Im Verborgenen auf
etwas warten, etwas im Verborgenen zu erblicken, zu erhaschen suchen, auch im
guten, wenigstens gleichgültigen Verstande, so wie lauern gemeiniglich im
nachtheiligen gebraucht wird; gleichfalls mit dem Hülfsworte haben.
Dort hätte sie gelauscht, hier hätt' ich lauschen wollen,
Gell. Da lauschen furchtsame Nymphen Nur halb durch junge Gesträuche bedeckt,
Uz.
(
S. auch Belauschen.) 3) Sich im Stande der Unthätigkeit,
so wohl dem Leibe als dem Gemüthe nach befinden, einen geringern Grad des
Schlummers zu bezeichnen; auch mit dem Hülfsworte haben. Im Bette lauschen, im
Bette liegen und der stillen Ruhe pflegen ohne zu schlummern.
Mir scheint kein Großer gleich, Wenn ich entzückt in deinen
Armen lausche, Haged.
In dieser Bedeutung ist es auch in den gemeinen Mundarten
nicht unbekannt. 4) Sich in der Stille, im Verborgenen nähern, schleichen; in
der vertraulichen Sprechart, und mit dem Hülfsworte seyn. Einzeln sind wir
durch verschiedene Thore einher gelauscht, Weiße. Anm. In der ersten und
zweyten Bedeutung bey den Schwäbischen Dichtern luzen, in der Schweiz loßen, im
Nieders. lustern, im Hannöv. glustern, in den gemeinen Mundarten
Oberdeutschlandes laustern. Ein Laustrer an der Wand hört seine eigne Schand.
Es gehöret in diesen beyden ersten Bedeutungen zu dem noch im Oberdeutschen
üblichen losen, hören, von welchem es, so wie laustern, das Intensivum zu seyn
scheinet, Engl. to listen, bey dem Ulphilas hlausjan, Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , Wend. klauszyli, im Schwed. lyda.
Loset sines uuortes, er höret sein Wort, Ottfr.
Losa, losa, wie die vogel singent Das in oren sanfte luot,
Graf Conrad von Kirchenberg.
Im Angels. bedeutet daher Hlysi, im Wallis. Clust, und in der
Rothwälschen Diebessparche Leisling, das Ohr. Bey den Oberdeutschen Jägern ist
verlusen so viel als verhören, d. i. genau auf etwas hören und merken,
lauschen. (
S. Laut, Losung, Lesen.) In den zwey letzten Bedeutungen
stammet es zunächst von dem noch bey dem Hornegk befindlichen Lauß, ein verbor-
gener Ort, daher auch laußen bey ihm, so wie loschen bey dem Notker, verborgen
seyn bedeutet. Luzzenter ist in Borhorns Glossen verborgen.
S. 2. Lausen, Leise, Lase, Klause u. s. f. Beyde
Hauptbedeutungen lassen sich indessen sehr gut mit einander vereinigen und aus
einander herleiten. [
1945-1946]